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Boden, Lage und Klima sind im Allgemeinen dem Holzwuchs günstig und das Plateau des Limpurger Waldes eignet sich besser zum Waldbau als zum Feldbau, daher auch im Zusammenhalt mit der dortigen dünnen Bevölkerung Waldausstockungen zu den Seltenheiten gehören. Von neuen Waldanlagen ist schon oben gesprochen.

Naturereignisse, wie Stürme, Frost, Schnee und Duft, Insekten u. s. w. äußern sich auch hier in gewöhnlicher Weise, selten aber in einem Grade, der bleibende nachtheilige Folgen hätte oder eine regelmäßige Wirthschaft auf längere Zeit unterbrechen würde.

Der Hochwaldbetrieb ist seit den letzten 15 bis 20 Jahren an die Stelle des früheren Fehmelbetriebs getreten, der sich nur noch in Privatwaldungen findet, und hier mit Rücksicht auf die Zwecke der Besitzer und auf das meist sehr getheilte Eigenthum auch fortdauernd erhalten wird. Die Umtriebszeit steht überwiegend auf 100 Jahre, wobei aber noch lange Zeit hindurch in Folge der Überlieferungen der Fehmelwirthschaft auch älteres Holz zur Nutzung kommt. Wohl nirgends im Lande war das Altersklassenverhältniß der Bestände so sehr gestört, wie in einem Theil der Staatswaldungen des Gaildorfer Bezirks. Bei einer im Jahr 1841 vorgenommenen Untersuchung hatte sich z. B. gezeigt, daß in Folge des Fehmelbetriebs und vieljähriger zu geringer Materialnutzungen diejenigen Bestände, welche ihre Haubarkeit erreicht oder überschritten hatten, in einem Revier 1/2, in einem andern sogar 2/3 der Staatswaldfläche betragen haben; es wurde deßwegen, und um in ein regelmäßiges Altersklassenverhältniß einzulenken, der jährliche Material-Etat vorübergehend verstärkt und dadurch der aus früherer Zeit angesammelte unverhältnißmäßig große Vorrath zum Vortheil der Forstverwaltung entsprechend vermindert, zumal da diese stärkeren Fällungen in die Zeit eines sehr günstigen Absatzes und hoher Holzpreise fielen.

Die Bewirthschaftung ist namentlich in den Staats- und in den ausgedehnten standesherrlichen Bezirken, für welch’ letztere neuerer Zeit wissenschaftlich gebildete Forstverwalter aufgestellt sind, eine geregelte zu nennen, soweit nämlich der frühere abnorme Waldzustand die Anwendung rationeller Grundsätze überhaupt jetzt schon zuläßt.

Die meist aus Nadelholz bestehenden Bauernwaldungen, größtentheils auf ehemaligen Viehtriften erzogen, werden hauptsächlich deßwegen fehmelweise bewirthschaftet, weil so ihre Erträgnisse in mehrfältige Nutzung sich vertheilen und an den landwirthschaftlichen Bedarf mehr anknüpfen. Denn da die fortwährende Auslichtung dem Boden und den übrigen Bäumen immer wieder Licht und Luft verschafft, so wird hiedurch die Produktion der Nadelreisstreu außerordentlich befördert und der Boden fortwährend weidefähig erhalten. Überhaupt sind die Waldungen bei

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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Gaildorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 062. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGaildorf_062.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)