Seite:OAGaildorf 109.png

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Die katholische Pfarrei Hausen, seit ihrer Errichtung unter dem Landcapitel Gmünd und dann Bühlerthann stehend, wurde 1816 jenem in Unterkochen, und die neuere katholische Pfarrei Unter-Gröningen schon früher dem Dekanat Gmünd zugetheilt. Im Übrigen stammen die Katholiken allermeist von vormaligen Unterthanen der Gebiete von Comburg und Gmünd ab, wo die Reformation keinen Eingang gefunden hatte.


3. Besondere Ereignisse.

Aus den Zeiten des Mittelalters ist, nächst den Fehden, welche die Zerstörung mehrerer Burgen im vierzehnten Jahrhundert herbeiführten, der Bauernkrieg zu erwähnen, in welchem die Limpurger, vereint mit den Hallern, die S. 167 der O.A.-Beschr. von Hall erwähnte Rolle spielten. Bald nach dem Kampfe bei Gottwollshausen am 4. April 1525 sammelten sich die Limpurger Bauern unter dem Namen des „gemeinen hellen Haufens“ und unter den Befehlen des Pfarrers Held von Bühlerthann und des Vogtes Fierler von Thannenburg, im Städtchen Gaildorf, wählten den Pfarrer Wolfgang Kirschenbeißer von Frickenhofen zu ihrem Canzler und erließen nach allen Seiten hin Aufforderungen zum Zuzuge, auch an die Schenken Gottfried und Wilhelm, die sich mit dem übrigen Adel der Gegend am 1. Mai für die Artikel der Bauern erklärten. Verstärkt durch Bauern aus dem Hall’schen, Gmünd’schen, Ellwangen’schen und Württemberg’schen brachen sie nach Ostern auf, um, theilweise mit anderen Haufen, die Schlösser Hohenstaufen und Teck, und die Klöster Lorch und Adelberg zu zerstören und das Kloster Murrhardt zu berauben. Als sie nach den Niederlagen bei Böblingen und Würzburg heimgekehrt waren, wurde Pfarrer Kirschenbeißer mit Andern am 23. Juni in Hall enthauptet. – Im November 1546, im schmalkaldischen Kriege, zogen die Hessen von Gmünd her über Gaildorf. – Im dreißigjährigen Kriege brach am 9. April 1634 über Murrhardt eine kaiserliche Streifrotte in das limpurger Land ein und kam nach Gaildorf. Da floh Alles nach Schorndorf, Weinsberg, Heilbronn etc. und die Orte wurden plötzlich menschenleer. Viele flüchteten sich in die Wälder und errichteten in abgelegenen Schluchten Verhacke, wo sie sich mit wenigem Vieh etwa ein Vierteljahr lang verborgen hielten. Die Soldaten aber raubten und sengten in den Dörfern, plünderten die Schlösser Gaildorf, Ober-Sontheim und Schmiedelfeld, verschonten selbst die Kirchen nicht und marterten die wenigen Menschen, welche sie trafen. Auf diese Verwüstungen folgten Hunger und Pest, die bis 1637 fortwüthete. Nur in der Herrschaft Gaildorf war im Jahr 1634 die Zahl der Gestorbenen 2612; die Einwohnerzahl der ganzen Grafschaft war noch 1650 kaum halb so groß,

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Gaildorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGaildorf_109.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)