Seite:OAGaildorf 178.png

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a) Das evang. Pfarrdorf Mittel-Fischach, früher St. Johannsen Vischach, liegt an der Fischach, an der Landstraße von Gaildorf nach Crailsheim, welche hier von der zuvor erwähnten Fischachthal-Straße gekreuzt wird, 2 St. nordöstlich von Gaildorf. Im nördlichen Theile des sehr freundlichen Dörfchens steht die Kirche zu St. Johann dem Täufer; ein sehr altes, geringes und nicht geräumiges Gebäude, über dessen einem Fenster eingehauen: 15 F. H. Z. L. 95 (wahrscheinlich Friedrich Herr zu Limpurg). Von den 3 Glocken sind zwei alt; die mittlere hat in Majuskeln die Umschrift: „Ave Maria gracia plena †“; die kleinere in neugothischen Minuskeln: „hilf uns Got vnd Maria zu aller Stund.“ Die Baulast liegt dem Heiligen ob, der auch das in der Mitte des Dorfes stehende Pfarrhaus zu erhalten hat. Im Schulhaus ist auch das Rathslokal eingerichtet. Das Kirchen-Patronat steht von Ober-Sontheim her der Standesherrschaft Limpurg-Michelbach zu. Der Schulfonds ist 22 fl. 41 kr. Der Begräbnißplatz liegt außerhalb des Ortes.

Das Fischachthal gehörte größtentheils zu den Stiftungsgütern des 1089 von den Grafen von Comburg gegründeten Klosters Comburg, da wir diese frühe schon hier begütert finden. Mit der „villa Viscaha“, welche sie 1090 dem Kloster schenkten, ist eines der drei Dörfer Fischach gemeint; deßgleichen mit dem „predium suum Viscaha“, das 1095 Heinrich von Mulfingen nebst Bennenhouen demselben Kloster übergibt (W. Urk.-Buch I, 397). In Mittel-Fischach treffen wir nachmals unter Hohenlohescher Lehenshoheit Haller Bürger begütert. Kraft von Enslingen verkauft 1334 ein später vom Heiligen zu Bühlerzell erworbenes Gut; Kraft von Hohenlohe eignet 1369 der Burg-Caplanei zu Bielrieth vier Güter, die mit Bielrieth an die Stadt Hall und 1486 an den dortigen Hospital gelangten; Seiz Egen vermacht 1371 ein Gut zu „Sant-Johanns-Vischach“ an die Catharinenkirche zu Hall. Conrad von Rechberg zu Heuchlingen und seine Hausfrau Ytta stiften 1398 zu einer Seelmesse in die Kirche zu Bühlerzell ein Gut. Nicht lange zuvor erst treten die Schenken von Limpurg auf, die 1376 von Kraft von Sontheim einen Hof, den sie 1398 an die Frühmesse zu Unter-Limpurg stiften, und 1379 von demselben 2 Huben kaufen; sie erwerben 1480 von Götz von Bachenstein ein Gut mit Vogtei und Gericht, und 1481 ein freies Gut; 1541 von der Stadt Hall 5 und 1562 2 Güter; 1563 von Conrad von Vellberg 2 Güter, nachdem er eines vom Lehensverband mit Hohenlohe befreit; 1578 tauschen sie von Ellwangen 2 Güter ein, und kaufen 1593 von den Vellberg’schen Allodial-Erben 1 Hof hier und 1 Hof in Ober-Fischach. Die hiesige Pfarrei kaufte 1482 von einem Bauern ein freies Gut. So kam es, daß Limpurg 1741 alle Hoheit und Obrigkeit besaß über 35 Unterthanen in 30 Wohnhäusern, nämlich 8 Hofbesitzer, 18

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Gaildorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 178. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGaildorf_178.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)