Seite:OAGaildorf 182.png

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von Ober-Fischach, Herlebach und Rappoldshofen, wovon die württembergischen Antheile 1805 gleichfalls dahin gelangten (s. S. 106). Zur Herrschaft Limpurg-Sontheim-Ober-Sontheim, in’s Amt Ober-Sontheim, gehörte Beutenmühle.

Die Orte einzeln betreffend:

a) Das evang. Pfarrdorf Ober-Fischach, früher St. Kilians-Fischach, 2 St. nordöstlich von Gaildorf, an der Grenze des Oberamts Hall, auf dem rechten Ufer der Fischach, am Robach gelegen, gegen Osten, Süden und Westen von Bergen umgeben. Das Dörfchen ist freundlich, stattlich und verräth Wohlstand. Die Häuser, denen meist Scheune und Stallung angebaut sind, haben das untere Stockwerk von Stein. Mitten im Orte liegt sehr freundlich auf einer kleinen Anhöhe die helle, geräumige Kirche zum St. Kilian. Das Schiff ward im siebenzehnten Jahrhundert, nachdem es im dreißigjährigen Kriege stark beschädigt worden, restaurirt. Der Thurm ist bis zum Glockenstuhle von Quadern, und hat an seinen südlichen und östlichen Seiten in unregelmäßigen Entfernungen von einander kleine, etwa 12″ weite und 9″ hohe Halbkreisnischen, in welchen sich sogenannte gnostische Figuren: Reliefs, Blumen, Arabesken, löwenartige Thiere, Vögel, Fratzen, Fische, Kreuze u. dergl. darstellend, befinden. Die Lichtöffnungen des Thurmes sind länglich viereckig, klein und schmal. Jene Figuren kommen mit denen an der Kirche von Beutelsbach überein und sichern der früheren Kirche, von der sie wohl noch herrühren, ein Alter von wenigstens 700 bis 800 Jahren. Die Glocken sind nicht alt. Das von Gärten umgebene, sehr angenehme Pfarrhaus daneben ist 1822 erbaut worden. Das Schulhaus, welches die Standesherrschaft zu erhalten hat, dient auch als Rathhaus. Der Pfarrsatz kam 1803 an Württemberg und 1806 an die Standesherrschaft Limpurg-Michelbach. Die gegenwärtig mit einem Schulmeister und einem Gehülfen besetzte Schule wird schon 1535 erwähnt, einen Fonds hat sie nicht; übrigens ist auch eine Industrieschule vorhanden.

Der größte Theil der grundherrlichen Rechte scheint seit alten Zeiten Comburg gehört zu haben (s. Mittel-Fischach). In den stürmischen Zeiten des Mittelalters machten sich 13 Comburg zinspflichtige Gutsbesitzer den Schenken von Limburg vogtbar. Der Propst des bei Comburg gelegenen St. Egidienklosters, Conrad von Herbolzheim, kaufte 1418 von dem Haller Bürger Hans Spieß 2 Güter, die er zu einer Seelmesse in das gedachte Kloster stiftete. So entstand ein Condominat. Limpurg hatte außer dem bei Mittel-Fischach erwähnten Hof und einem 1431 von der Bruderschaft zu St. Catharina in Hall erkauften Gut die erwähnten Vogtrechte, Comburg aber über 3 Güter die Vogtei. Im Jahr 1741 waren in 25 Wohngebäuden 10 Bauern, 13 Söldner und

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Gaildorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 182. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGaildorf_182.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)