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Kirche durch den Heiligen zu erhalten. – Das 1708 erbaute Waisenhaus ist der Gemeinde zur Benützung als Schulhaus überlassen. Das Rathhaus, 1596 erbaut, ist ansehnlich und so groß, daß ein Theil an Privaten vermiethet werden konnte. Zwischen diesem, der Kirche und dem Schlosse liegt der ziemlich große Marktplatz mit einer Linde in der Mitte. In Ober-Sontheim ist am 24. März 1739 der Dichter Christian Friedrich Daniel Schubart geboren. Sein Vater war Cantor.

Die Nahrungsquellen der in mittleren Vermögensumständen stehenden Einwohner sind Fruchtbau und Viehzucht. Die Markung umfaßt 28657/8 M., worunter 6426/8 M. Wald und 861/8 M. Weide und Öden, daher 11/2 M. Baufeldes auf den Kopf kommen. Der Ackerbau gewährt im Ganzen einen ziemlich guten Ertrag an Roggen, Dinkel, Haber und Gerste. Es sind viele Gärten, namentlich Baumgärten, vorhanden; der Obstbau, dem auch der Boden nicht genug tiefgründig ist, wird nicht sorgfältig gepflegt. Der günstigen Lage des Ortes ungeachtet sind die Gewerbe nicht namhaft. Außer einer Apotheke sind 2 Mahlmühlen, 2 Ziegeleien, einige Kaufläden, 2 Gerbereien, 2 Färbereien, 2 Conditoreien und einige Bierbrauereien zu erwähnen. Der Ort ist 3 Jahrmärkte zu halten berechtigt.

Das Vermögen der Gemeindepflege ist nach Verhältniß nicht klein; noch günstiger ist das der Stiftungspflege. Von Seiten der Grundherrschaft werden stiftungsmäßig unter die Armen wöchentlich 45 Pfund Brod vertheilt. Das Kirchen-Patronat und die Besetzung der Schulstellen steht seit 1848 der Krone ausschließlich zu. An der Schule, die 25 fl. Stiftungen und 85 fl. 7 kr. Fonds hat, stehen ein, früher „Cantor“ genannter, Schulmeister und ein Gehilfe.

An Wohlthätigkeits-Anstalten sind der Hospital und das vormalige Waisenhaus zu erwähnen. Der Hospital, zuerst von dem 1450 gestorbenen Schenk Wilhelm in Unter-Limpurg errichtet, wurde 1541 von da hierher verlegt und sein Grundstock allmälig vergrößert. Bei der Theilung 1772 wurde die Natural-Verpflegung aufgehoben, die Anstalt aber als eine den 5 Linien gemeinschaftliche aufrecht erhalten. Die Zahl der Pfründen wurde von 12 auf 6 herabgesetzt, welche a) wegen der Herrschaft Speckfeld von den Grafen von Rechtern zu 30/60, b) wegen der Herrschaften Gröningen, Schmiedelfeld und Ober-Sontheim von der Krone zu 16/60, c) wegen der letztern und Limpurg-Sontheim-Michelbach von dem Fürsten von Löwenstein-Werthheim-Freudenberg zu 8/60, d) wegen Limpurg-Sontheim-Gaildorf von dem Grafen von Pückler zu 6/60 vergeben werden. Die Stiftung beträgt 13.297 fl. Activ-Capitalien, Gebäude, Feld-Güter und Waldungen, und hat seit

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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Gaildorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 197. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGaildorf_197.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)