Seite:OAGaildorf 205.png

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nämlich allermeist auf der bei Eschach angegebenen und kleinen Theils auf der sg. Spreitbacher, eine Fortsetzung des Welzheimer Waldes bildenden Hochebene. Die letztere erhebt sich östlich über den bei dem nahen Täferroth in das Leinthal einmündenden Thalschluchten der obern Roth und des Reichenbachs, westlich über der Götzenbach-Thalschlucht. Theilweise gehört auch das sonst der Gemeinde Vorder-Steinenberg zugefallene Reichenbacher-Thälchen hierher. In die obere Roth ergießen sich von Westen her der Schlechtbach, Ringelsbach, Hirlenbach und Sägersbach, von Norden der Auerbach, von Osten der Brühlbach und Haldenbach. Die Hochebene von Ruppertshofen hat keine Berge und eröffnet vom freien Felde aus eine schöne Aussicht auf Rechberg, Hohenstaufen u. s. w. Die Kalkschichte bietet eine große Menge Ammonshörner und anderer Versteinerungen dar, welche zu Kalk gebrannt werden. Auch Töpfererde findet sich. An Quellwasser ist nirgends Mangel. In dem Thälchen, wo es aus Sandstein kommt, ist es besser als auf der Höhe. Der Boden, auf der Höhe schwerer Lehm, in dem Thälchen leichter Sand, ist dort ziemlich fruchtbar, die Luft rein, trocken und etwas rauh; die Bohnen reifen nicht überall. Die übrigen natürlichen Verhältnisse kommen mit jenen von Eschach und Frickenhofen überein. Die Amtskörperschafts-Straße von Gschwend nach Gmünd und Süßen führt über Hinter-Linthal. Die gesunden, kräftigen Einwohner verfertigen ihre Kleidungsstoffe selbst. Das Fruchterzeugniß reicht für den eigenen Brodbedarf hin und die Einwohner, welche sich von Feldbau nebst Viehzucht und der Waldnutzung ernähren, sind im Allgemeinen in nicht ungünstigen Vermögensumständen. Am Wohlhabendsten sind Thonolzbronn, Steinenbach und theilweise Ruppertshofen; unvermöglich und zum Theil sehr arm die Thalorte. Unter der 56536/8 M. großen Fläche des Gemeindebezirks sind 1159 M. Wald und 450 M. Weiden und Öden, wornach auf einen Kopf 3,1 M. Baufeldes kommen. Ein M. Ackers wird um 20 bis 100 fl. gekauft. Namhaft ist der Flachsbau; vorzüglichen Flachs bringt Hinter-Linthal hervor. Die Wiesen sind nicht sehr ergiebig. Gewöhnliches Obst geräth, die Straßen sind jedoch nicht mit Obstbäumen besetzt. Der Rindviehstand ist sehr bedeutend und meist schön. Hinsichtlich der sonstigen landwirthschaftlichen Zustände sind Eschach und Frickenhofen zu vergleichen. Holz, Vieh, Flachs, Leinsaamen und Leinöl sind die hauptsächlichsten Gegenstände des Activhandels. Von eigentlichen Gewerben ist außer einigen Mahl- und Säg-Mühlen nichts zu erwähnen.

Der Gemeindebezirk ist theils dem Forstamt Comburg und theils dem Forstamte Lorch zugewiesen. Die Vermögensverhältnisse der Gemeindepflege sind nicht ungünstig, die Einnahmen der Stiftungspflege aber unzureichend. Schulen sind in Hinter-Linthal und Ruppertshofen. Die Standesherrschaft

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Gaildorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 205. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGaildorf_205.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)