Seite:OAGaildorf 234.png

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östlich gestellten Thurmes ist Riegelgemäuer; das Dach unverhältnißmäßig hoch, läuft spitzig aus. Der untere Thurmraum bildet den etwas erhöhten Chor, in welchem sich ein Altar mit guten Bildern befindet. Der Schrein enthält die gut erhaltenen, reich vergoldeten, in Holz geschnitzten Bilder von Maria mit dem Jesuskinde, rechts „St. Jeorius“, links „St. Steffanus“; die Predella zeigt Christus und die Evangelisten auf Kreidegrund gemalt. Auf den Außenseiten der Altarflügel ist der englische Gruß dargestellt, mit der Jahreszahl 1499; auf den inneren Seiten, noch sehr gut erhalten, der bethlehemitische Kindermord. Die Bilder stammen ohne Zweifel aus der Zeitblom’schen Malerschule. (S. 4te Veröffentlichung des Ulmer Vereins S. 25 u. 29 etc.) Die eine der beiden Thurmglocken zeigt in theils römischen, theils gothischen Majuskeln die Namen der Evangelisten und scheint eine der ältesten Glocken der Umgegend zu seyn; die andere (abgebildet von F. Mauch in Heft 2 des hist. Vereins f. d. w. Franken) enthält, was sehr selten, eine Schrift auf der Haube, die jedoch nicht leicht zu entziffern ist; oben herum läuft in gothischen Minuskeln die Umschrift „Ave maria plena gracia dominus tecum benedicta tu in mulieribus“. – Die Baulast der Kirche hat der Heilige. Das 1840 neuerbaute hübsche Schulhaus hat einen Aufwand von 2830 fl. verursacht. Die Schule mit einem Schulmeister, zu deren Dotation die Standesherrschaft Limpurg-Waldeck 1845 einen Beitrag von 300 fl. gab, ist blos für Mittel-Roth bestimmt. Der Schulfonds ist nur 4 fl. 26 kr. – Der größte Theil des jedenfalls sehr alten Ortes (s. Ober-Roth) kam als eine Zugehör der Burg Röthenberg mit dieser an Limpurg. Einige andere Güter, die zuvor die Gregg und von Michelfeld zu Lehen hatten, verkaufte Weinsberg 1398 an Limpurg. Zwei Höfe, die vom Kloster Murrhardt herrührten, erwarb es 1607 von Württemberg mit Vogtei. Auch Comburg besaß 2 Lehen, doch ohne Vogtei.

n) Plapphof, auch Stockach an der Murr, 3/4 St. südwestlich von V. an der Oberamtsgrenze und der Backnanger Straße. Dieser ursprüngliche Hof gehörte in das Gericht zu Murrhardt.

o) Rauhenzainbach, 1/2 St. südöstlich von V. an dem Rauhenzainbach; scheint nach 1790 angelegt worden zu seyn.

p) Retzenhof, 3/4 St. westlich von V. Ganz wie Plapphof.

q) Rupphof, 3/4 St. westlich von V. bei Retzenhof. Hieß 1500 Rupprechtshöflen und gehörte gleichfalls in’s Gericht Murrhardt.

r) Vorder-Langert, 5/8 St. südwestlich von V. bei dem vorigen; wurde 1709 auf Kl. Murrhardt’schem Boden angelegt.

s) Waldeck, früher Stöckachhof, dann Stöckenhof, 3/8 St. nordwestlich von V., ein sehr hübsch auf einer Waldecke über der Roth, wo sich die Straße nach Backnang und Mainhardt abzweigt, gelegenes

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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Gaildorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 234. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGaildorf_234.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)