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Auf der Alp, nordwestlich von Wiesensteig, auf dem sogenannten Anger, war, der Volkssage nach, in früherer Zeit ein Tempelherrnkloster. Man erzählt sich, daß diese Tempelherrn den Gottesdienst in Neidlingen versehen haben; sie sollen in einer Nacht ermordet und das Kloster zugleich zerstört worden seyn. Auf der Stelle selbst finden sich nur noch Steingerölle, als Reste eines viereckigen Gebäudes, und ein Gewölbe. Auch ist dieser abgelegene Ort der Fundplatz von vielen Hellern (Händlinspfenningen).

Wiesensteig war seit der Zerstörung von Hiltenburg der Hauptsitz der ältern helfensteinischen Linie, welche hier auch ihre Kanzlei hatte. Diese Stadt theilte die Schicksale der Herrschaft Wiesensteig überhaupt, welche oben S. 102 u. f. erzählt sind, und kam mit ihr im Jahr 1806 von Baiern an Württemberg.

Von den Naturmerkwürdigkeiten in der Umgebung Wiesensteigs ist anzuführen das steinerne Weib (vergl. S. 4), ein wunderbar gestalteter Fels, 22′ hoch, auf der sogenannten Schäfhalde (einer steil absinkenden Kante der südöstlichen Gebirgswand), aus dem Walde hervorragend, von auffallender Ähnlichkeit mit einer kolossalen weiblichen Statue in weitem Faltengewande, mit vorgesetztem rechten Fuße und auf der Brust angelegtem rechtem Arme. Am schönsten nimmt sich der Fels vom Thal, in dem Garten des Hirschwirths gesehen aus.

Auf der nördlichen Seite des Seltelberges ist eine Höhle, deren Tiefe das öftere Aufspringen hineingeworfener Steine beweist. Unten in der Wolfsklinge ist eine Quelle, in welcher manchmal 1–2 Pfund schwere schwarze Forellen vorkommen.


Zugehörungen.

b) Der Eckhof, in den 20ger Jahren durch den Hauptmann von Schweizer erbaut, 3/4 Stunden von der Stadt mit 7 Einwohnern.

c) Der Reußensteiner Hof, mit 5 zum Theil ganz neu

Empfohlene Zitierweise:
Christoph Friedrich von Stälin: Beschreibung des Oberamts Geislingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1842, Seite 272. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGeislingen_272.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)