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Christian Ludwig Fromm: Beschreibung des Oberamts Gerabronn

neben Kornsteinen aus dem Kalkgebirge treffliche Sandsteine gewonnen. Von Straßen berühren den Gemeindebezirk die Nachbarschaftsstraßen von Gerabronn nach Langenburg, nach Kirchberg, nach Roth am See, nach Blaufelden und nach Bartenstein. Was die natürliche Beschaffenheit und Fruchtbarkeit des Bodens, den Betrieb der Landwirthschaft, den Stand der Vermögens- und Erwerbs-Verhältnisse der Einwohner, dann den Volkscharakter, die Sitten und besondern Gebräuche und endlich die Gewerbsthätigkeit betrifft, so gilt das, was in dem allgemeinen Theil gesagt wurde, auch hier, nur ist in Gerabronn mehr Gewerbebetrieb, als in den übrigen Ortschaften des Bezirks.[1] Das Vermögen der Gemeinde besteht nur aus 1573 fl. Aktivausständen, belastet mit 769 fl. Schulden, daher 1842/43 eine Gemeindekostensumlage von 1075 fl. nöthig war. Daneben bestehen aber in den einzelnen Parcellen auch noch die schon S. 81. erwähnten besondern Gemeinderechte mit eigenem, abgesondertem Vermögen. Die meisten Güter (früher Erblehen, nun Zinsgüter) sind mit Handlohn (bis 10 %) und Sterbfall (bis 15 %) belastet; so weit jedoch, was großentheils der Fall ist, das Cameralamt gefällberechtigt ist, hat fast durchaus Ablösung stattgefunden. Die Frohnen und steuerartigen Gefälle sind alle abgelöst (s. oben S. 64). 1

a. Gerabronn, evangelisches Pfarrdorf mit Marktrecht und Oberamtssitz, liegt unterm 49° 15′ 0,05″ nördlicher Breite und 27° 35′ 35,39″ östlicher Länge (an der Stelle des Kirchthurms) und über dem Meer (Erdfläche an der Kirche) 1617 württ. oder 1426 par. Fuß erhaben, an der Nachbarschaftsstraße zwischen Gerabronn und Roth am See und zählt 769 Einwohner, darunter 3 Katholiken und 51 Juden. Die Entfernung von Stuttgart ist 29 geometrische Stunden. Die Markung erstreckt sich ganz auf der hier leicht gegen Süden geneigten, bis zu 1719 württ. Fuß (Signal Steinkreuz) ansteigenden Ebene und nimmt neben dem nahe gelegenen Atzenroth und der Umgebung von Schrotzberg die höchsten Punkte des Oberamts ein. Der Ort, von mehr ländlichem als städtischem Aussehen, doch im Innern reinlich und freundlich, schaut daher hoch, frei und weit ins Land hinaus und ist mit seiner, mit einem kegelförmigen Thurm versehenen, etwas erhöht gelegenen Kirche weithin sichtbar. Das Auge genießt hier, da nach Ost, Süd und West in weitem Umkreis die Fläche sich in einzelnen Richtungen senkt, ausgedehnte und mitunter herrliche Fernsichten:


  1. Abweichungen von dem hier Gesagten, werden jedesmal besonders erwähnt werden.
Empfohlene Zitierweise:
Christian Ludwig Fromm: Beschreibung des Oberamts Gerabronn. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 94. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGerabronn0094.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)