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Christian Ludwig Fromm: Beschreibung des Oberamts Gerabronn

Staatsstraße gelegen. Dieses in den meisten Theilen weitläufig gebaute Pfarrdorf gehört zu den freundlichsten Orten des Oberamts und ist, seit der Etterzustand durch durchgreifende Correctionen verbessert ist, nun auch reinlich. Von den Gebäuden sind zu erwähnen: die Kirche zum h. Stephan, laut ihrer Inschrift im J. 1515 von Gottfried und Ehrenfried von Vellberg erbaut, auf dem befestigten Kirchhof stehend; das schöne erst 1840 erbaute Pfarrhaus und der Pisebau des verstorbenen Hauptmanns v. Kretschmer. Der Kopf des etwa 80 Fuß hohen Kirchthurms ist 1434,5 württ. oder 1265 pariser Fuß über dem Meer.

Gefällrechte hat u. A. der Fürst zu Hohenlohe-Kirchberg. Den Neubruch- und großen Zehenten, dann den kleinen Zehenten im Brachfeld und in der Haberflur von den ehemaligen Caplaneizehentfeldern bezieht die fürstliche Standesherrschaft, den kleinen Zehenten in den sonstigen Theilen der Haberflur aber die Ortspfarrei. Kirchenstiftungsvermögen ist nicht vorhanden, wohl aber eine Almosenpflege der Pfarrgemeinde mit 5921 fl. Vermögen.

Die Pfarr- und Schul-Gemeinde erstreckt sich über den ganzen Gemeindebezirk und begreift außerdem noch die Orte Weckelweiler in der Gemeinde Gaggstatt und Buch in der Gemeinde Triensbach, Oberamts Crailsheim. Eingetheilt ist, übrigens erst seit 1813, der zuvor zur Pfarrei Michelbach an der Heide gehörig gewesene Ort Diemboth. Dagegen waren, wie wir schon gesehen, bis um die Zeit der Reformation zu der hiesigen sehr alten Kirche noch die Filialkirchen zu Kirchberg, Triensbach, Mistlau, Gaggstatt und Beimbach, dann Oberwinden in der Pfarrei Roth und bis 1834 auch Ober-Schmerach und noch im vorigen Jahrhundert Groß-Allmerspann, beide Oberamts Hall, zur hiesigen Kirche gehörig. Die Kirche war zuerst zum Capitel Crailsheim, nachher bis 1650 zur Superintendentur Langenburg, von da bis 1810 zu der zu Kirchberg und von 1810 bis 1829 zur Diöcese Blaufelden eingetheilt. Seither gehört sie zum Dekanat Langenburg. Zur Versehung der verschiedenen Kirchen hatte in älteren Zeiten ein jeweiliger Pfarrherr mehrere theils hier, theils an den betreffenden Kirchen wohnhafte Caplane. Nun ist nur noch ein Geistlicher hier und an der Schule 1 Lehrer und 1 Lehrgehülfe. Ersteren ernennt der Fürst zu Hohenlohe-Kirchberg, dem auch die Baulast an Kirche, Pfarr- und Schul-Gebäuden mit Beihülfe der Gemeinde mittelst Fuhr- und Hand-Frohnen obliegt. Die Katholiken hier und in den übrigen Parcellen sind nach Groß-Allmerspann eingepfarrt. Der Begräbnißplatz ist zur Zeit noch im Ort.

Lendsiedel kommt erstmals 1231 als Lantsideln (nach der Beschr. des OA. Hall S. 216. aber schon im 11. Jahrh.) vor, als von

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Christian Ludwig Fromm: Beschreibung des Oberamts Gerabronn. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 272. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGerabronn0272.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)