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Jeder Bauer hält in der Regel nur so viele Schafe, als er auf seinem Gemeinderecht laufen lassen kann, 6 bis 20 Stücke (s. Weidewirthschaft). Da sie hauptsächlich seinen Wollenbedarf für den Haushalt liefern sollen, so zieht der Bauer gewöhnlich keine feine Schafe. Nach der Schafschur wird zuerst die Wolle für den eigenen Bedarf zurückgelegt, und erst der Rest zum Verkaufe bestimmt. Die sogenannten Rauhbastarde (durch wiederholte Kreuzung von Landschafen und Bastarden entstanden) werden, da sie besser fett zu machen sind, vorgezogen; und nur Diejenigen denen es um die Wolle zu thun ist, halten Landschafe, weil jene für ihren Bedarf brauchbarer ist und die Landschafe mehr und verkäuflichere Wolle geben, als die Bastarde. Der Schafmäster kauft gewöhnlich dreijährige Schafe und mästet sie im Winter mit Öhmd und Wickenhaber oder Kartoffeln. Gegen Pfingsten hin werden die Mastschafe verkauft und kommen gewöhnlich truppweise nach Frankreich. Man sieht nicht selten Thiere mit einem Gewichte von 70 bis 80 Pfd., und oft ist der Erlös aus einem Paar 30 bis 36 fl. Selbstständige Schäfer gibt es im Bezirke nicht. Jede Gemeinde hat ihren Schäfer oder Schafknecht. Knechte werden umgehalten; die verheiratheten Schäfer aber wohnen in Schafhäusern, welche den Gemeinden gehören. Sie haben das Recht, eine bestimmte Anzahl Schafe mitlaufen lassen zu dürfen und haben dann noch einigen Lohn an baarem Geld und an Früchten. Gewöhnlich haben sie die Störe und auch die Farren zu halten, und dafür einige Gemeindegüter zu genießen. Unter den in der Gegend sehr häufigen Schafkrankheiten sind die Raude und Klauenseuche bemerkenswerth. Die Stadt Hall hat 1847 das Recht zu zwei Schafmärkten erhalten.

Die Zahl der Ziegen ist 429. Die meisten werden in Hall und Steinbach gehalten. Sehr viele Gaismilch wird in der Molkerei des Apothekers Deeg in Hall zu Molken verbraucht.

Die Schweinzucht ist von sehr großem Belang.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Hall. Verlag der J. G. Cotta’sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 78. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHall0078.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)