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cum pleno rerum dominio“ übernommen. Nun wurde der Hospital nicht mehr zum heil. Johannes, sondern zum heil. Geist zubenannt. Auch jetzt noch wurde die Anstalt durch namhafte Vermächtnisse bedacht; so daß sie zu Anfang dieses Jahrhunderts 61771/2 Morgen Waldung, eine schöne Meierei, 419 Hintersaßen, bedeutende Zehenten und andere Gefälle, Siedensrechte, und seit 1446 den größten Theil des Amtes Hohnhardt, dieses bis 15. Juli 1812 mit einem eigenen hospitalischen Pfleger versehen, besaß. Daß sie auch eine eigene Kirche und Schule, worin bis 1802 die im Hospital verpflegten Waisenkinder unterrichtet wurden, hatte, haben wir oben gesehen. Zu reichsstädtischen Zeiten hatte der Hospital 2 Pfleger aus dem innern Rath, 1 Verwalter, 1 Meister und mehrere männliche und weibliche Diener. Die Pfründen waren in Herrenpfründen, Kurpfründen, Armen- und Kranken-Pfründen abgetheilt. Die Selbstverwaltung der Güter und die Verpflegung der Pfründer im Hospital und in den beiden Armenhäusern hörte 1815 auf. Seit 1840 ist aber mit dem Hospital eine eigene Speiseanstalt verbunden, wo diejenigen Pfründer, welche keine Kostgelder erhalten, Speise bekommen. Die Zahl der Hospitaliten betrug im J. 1841 68, die der sogenannten Kostgänger 107, das ganze Aktivvermögen 841.747 fl. 28 kr. und die Jahreseinnahme 37.942 fl. 5 kr. Übrigens ist der Hospital nur für die Stadt Hall, die „Bürger,“ nicht aber für die „Bauern“ oder die ehemaligen Gebietsorte, bestimmt.

Außer dem Hospitale in der Stadt befand sich auch ein solcher in Unterlimpurg, von Wilhelm d. Ält., Domherrn zu Straßburg, Schenken von Limpurg, im J. 1450 gestiftet, und „zur Armenruhe“ genannt. Nach dem Übergange Limpurgs an die Stadt Hall verlegten die Schenken die Anstalt nach Obersontheim; das Gebäude aber verkaufte die Stadt 1562 an einen Gastwirth.

Die beiden Armenhäuser, früher unter dem Namen Siechenhaus oder Lazareth zu St. Nicolaus bekannt, bestehen als eine ausschließliche Stiftung für die Stadtbürger schon seit undenklichen Zeiten. Das obere Armenhaus wurde 1577, das untere 1803 dem Hospital einverleibt. Die Zahl der Pfründner betrug 1841 95.

Der Wittwenkasse ist bereits o. S. 95 gedacht.

Bemerkenswerth ist es, daß zu reichsstädtischen Zeiten zu Unterstützung fremder Hülfsbedürftiger jeder Bürger und Einwohner Halls von jedem Gulden Beedsimplum 8 kr. vierteljährlich Almosenbeitrag an das Almosenamt entrichten mußte. Diese Verpflichtung wurde erst 1824 aufgehoben.

Die Wilhelmsanstalt, eine Erziehungsanstalt für Waisen

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Hall. Verlag der J. G. Cotta’sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 140. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHall0140.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)