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Diese Burgen waren zur Vertheidigung sehr geschickt, indem eine von der andern nur eines Pfeilschusses Länge entfernt lag. Die Bauart war so roh und einfach, daß ihre Erbauung wohl in das neunte Jahrhundert gesetzt werden kann und die Sage also auch hierin sich bestätigt; indem gegen die Annahme, daß damals die vielleicht früher zerstörte Saline wieder hergestellt worden, nichts zu erinnern seyn dürfte. Wir sehen also, wie enge das Verhältniß war, in welchem die sieben Burgen zur Saline standen, und wir haben hier ein deutliches Bild von der ältesten Verfassung der letzteren. Auch können wir eben hieraus die älteste Gerichtsverfassung der Colonie erkennen, und es wird angenommen werden können, daß, der Salzgraf und Schultheiß an der Spitze, der Münzmeister mit den andern vier Beamten das Gericht gebildet haben. Die Ämter des Schultheißen, des Münzmeisters und der Salinenbeamten wurden erblich, und es bildeten sich, wie wir unten sehen werden, aus diesen Amtstiteln eben so viele Familiennamen. 1

Da Hall, wie wir bald sehen werden, wahrscheinlich schon im Jahr 1037, wo es urkundlich zum erstenmal genannt wird,[1] eine eigene Kirche besaß, so dürfen wir um so eher annehmen, daß der Ort schon damals längere Zeit bestanden hatte und ziemlich volkreich war, indem schon dieselbe Urkunde der hiesigen Münze (s. unten) gedenkt. Im Jahr 1156 erhielt Hall Marktrecht (s. oben S. 123). Durch die Urkunde von 1037 (bei Hanselmann dipl. Beweis, daß dem Hause Hohenlohe etc. I. 364) übergibt Bischof Gebhard von Regensburg aus einem bis jetzt unbekannten Geschlechte dem Schirmvogt des von ihm gegründeten Stiftes Oehringen, Burkard, Grafen von Comburg, „dimidiam villam Halle,“ und bestimmt, daß fünf weitere Hofstätten daselbst dem gedachten Stifte verbleiben sollen. Dieses Hall ist ohne Zweifel der jenseits des Kochers gelegene Weiler.[2] An wen später diese fünf Hofstätten kamen, ist unbekannt;


    im Nonnenhof die dritte, der 1718 eingefallene sogenannte Berlerthurm; weiter herabwärts, rechts und links, die vierte und fünfte (das Majersche Haus bei dem Fischmarkt und das Sannwaldsche Haus bei dem neuen Thor); rechts und links des Salzbrunnens die sechste und siebente Burg, der sogenannte Keßler- und Sieder-Thurm, beide 1728 abgebrannt. Die Seite des Ortes gegen den Kocher war durch diesen bewahrt. Vor 300 Jahren waren diese Burgen meistens noch in gutem Zustand, einer ist theilweise noch vorhanden.

  1. Die Schenkung König Arnulphs an das Kloster Kempten von sechs Karren Salz „ad Hallam“ von 889 (Neugart Nr. 808) ist wohl nicht auf unser Hall, sondern auf Hall in Tyrol oder Reichenhall zu deuten. (S. auch Stälin a. a. O. S. 399.)
  2. Daß die eigentliche Stadt Hall nicht gemeint seyn kann, erhellt aus der kleinen Zahl der Hofstätten, die nur zu 10–12 angegeben ist.
Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Hall. Verlag der J. G. Cotta’sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 145. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHall0145.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)