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flüchten und der Gemeinde einige Satzungen zugestehen mußte. Darüber verließen 20–30 adelige Familien für immer die Stadt. – Von größern Folgen war die „zweite Zwietracht“ im J. 1340. Der Magistrat hatte die Einführung einer allgemeinen Beede oder Vermögenssteuer beschlossen: indem Jeder bei seinem geschworenen Eide von 100 fl. Vermögen 10 fl. steuern sollte. Zugleich standen die Zunftgenossen auf, die Aufnahme in den Rath begehrend. Gegen Beides stemmte sich der Adel, worüber der Aufruhr losbrach. K. Ludwig sandte daher den Grafen Ulrich von Württemberg, den Deutschordenscommenthur Heinrich von Zipplingen von Ulm, Burkhart Sturmfeder, Dietrich von Handschuchsheim, kais. Hofmeister und Conrad Groß, Schultheiß von Nürnberg, als Commissäre, welche zum Vortheil der Zünfte entschieden, die Beedordnung bestätigten, die Wegziehenden zur Nachsteuer verpflichteten und die Güter der Widerspenstigen dem Magistrat zuerkannten. Zugleich ward verordnet, daß künftig nur Ein Rath seyn und dieser aus 26 Personen bestehen solle, nämlich aus 12 „Bürgern“ (d. h. Edelbürgern), aus 6 „Mitterbürgern“ (d. h. Nichtadeligen) und 8 Handwerkern. Die 12 ersteren sollen zugleich Richter seyn und wenn Einer abgeht, unter dem Vorsitz des Schultheißen, einen Andern wählen. Jährlich an Jacobi sollen die 26 aus ihrer Mitte einen Bürgermeister wählen, auch sich selbst ergänzen. Zu Steuersetzern soll der Rath „gemeine Leute,“ die nicht aus seiner Mitte, bestellen, und diese sollen dem Bürgermeister Rechnung thun. Endlich darf die Stadt keine Pfahlbürger mehr aufnehmen; und der Kaiser nimmt sie wieder in des Reiches Huld und Gnade auf. Am Dienstag vor Matthäus 1340 und im nächsten Jahre bestätigte der Kaiser diese Ordnung, unter Androhung ewiger Verweisung auf 10 Meilen von der Stadt für die Ungehorsamen. Daher fuhren wieder 25–30 Edelleute aus Hall, meist nach Straßburg, wo eine Gasse den Namen „Hallergasse“ erhalten hat. – In der dritten und letzten Zwietracht offenbart sich die Übermacht des neuen Bürgerthums über das Patriziat noch entschiedener. Hermann Büschler, der sehr verdiente Städtemeister, wünschte 1510 in die Trinkstube, welche die Edelbürger seit mehr als hundert Jahren auf einer der sieben Burgen am Markt hatten, als „Stubengeselle“ aufgenommen zu werden, wurde aber, weil nicht von Adel, abgewiesen. Darauf ließ Büschler mit seinen Freunden in dem Spitalhaus am Markt eine eigene Trinkstube einrichten; erbost hierüber brachten Rudolph Nagel und Veit von Rinderbach hinter dem Rücken des Raths eine kaiserliche Commission zuwege, welche – unter Aufhebung der neuen Trinkstube – verordnete, daß künftig der Bürgermeister oder

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Hall. Verlag der J. G. Cotta’sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 161. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHall0161.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)