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Pfarrer, Johann Herold, der Verfasser der Haller Chronik, mitzuziehen genöthigt wurde, von hier nach Altdorf und Ilshofen, am 3. April nach Eltershofen, wo das Schloß ohne Gegenwehr genommen und dessen Besitzer, Rudolph Nagel von Eltershofen (s. o. S. 161) genöthigt ward, dem Haufen sich anzuschließen, sofort nach Münkheim, Brachbach und Gailenkirchen. Der Bauern mochten es jetzt 4000 und die Hälfte mit Büchsenröhren versehen seyn. Diesen stellte bei Gottwolshausen am 4. April Hall 500 Bürger mit 5 Falkonetlein unter dem Städtmeister Michael Schletz entgegen, indeß die Bauern vom Hafen-Stephan von Asbach befehligt wurden. Als aber Schletz die Stücke lösen ließ, floh dieser zuerst und ihm nach alle Bauern. Der Magistrat verhängte noch keine Strafe. Indeß er aber mit Hülfe des schwäbischen Bundes sich besser rüstete, hielten die Bauern aus dem Limpurg’schen öffentlich Tagleistungen in Hall, denen jene vom ganzen Rosengarten, von Gelbingen und Vellberg sich anschloßen. Es ist dieß derselbe Haufen, der das Kloster Lorch und Hohenstaufen niedergebrannt und zu seinem Kanzler den Pfarrer Wolfgang Kirschenbeißer von Frickenhofen gehabt hat. Die Schlachten bei Böblingen und Würzburg schlugen den Muth des Haufens nieder. Gegen die heimgekehrten Schuldigen bewies der Magistrat mehr Schonung, als anderwärts geschah. Sieben, darunter Kirschenbeißer, wurden jedoch am 24. Juni 1525 in Hall die Köpfe abgeschlagen, Allen die Wehren abgenommen, 1535 aber wiederzurückgegeben, und jedes Haus um 6 fl. geschätzt. – Im J. 1538 trat Hall in den schmalkaldischen Bund und zog sich dadurch die Ungnade K. Karls V. zu; zwar begnadigte er die Stadt wieder, nachdem sie eine Strafe von 60.000 fl. erlegt; die 20.000 Mann seines Heeres, namentlich Spanier und Italiener, welche in Stadt und Gebiet vom 11. Nov. 1547 bis 6. Januar 1548 auf Execution lagen, und im Juli 1548 wiederkehrten, verübten aber viele Gräuelthaten und erzeugten eine pestartige Krankheit, welche die Menschen in Menge wegraffte. Im J. 1552 eroberte Markgraf Albrecht die Stadt. – Im J. 1602 entstand ein Aufruhr in Hall, indem einige Bürger den Magistrat beschuldigten, er wolle die calvinistische Lehre einführen; er wurde aber 1603 durch eine kaiserliche Commission beigelegt. Die Pest wüthete wieder 1607 und 1615. – Die protestantische Union, welcher Hall 1608 beigetreten, hielt vom 7. bis 21. Mai 1609 in Hall Berathungen, wobei 8 Fürsten, 20 Grafen, 7 Freiherrn, mehrere fürstliche und städtische Gesandte erschienen; ebenso im Januar und Februar 1610 und im April 1620. – Schwer lasteten die Drangsale des dreißigjährigen Krieges auf dem hallischen Lande. Sie begannen mit Einquartierungen der Völker der Liga: Franz Albrecht von Sachsen-Lauenburg,

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Hall. Verlag der J. G. Cotta’sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 167. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHall0167.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)