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der im Juli 1626 in Ilshofen sein Hauptquartier hatte, und Tilly lagen 1625 und 1626 im Gebiet; 1631 die Lothringer. Am 13/3. Sept. 1634 übergab sich die Stadt dem kaiserlichen Oberst von Buttlar, nachdem er sie berannt, Unter-Limpurg ausgeraubt und 23.000 fl. für die Schonung der Stadt selbst erpreßt hatte. Nun bezog unter General Hazfeld die kaiserliche Feldartillerie die Stadt und blieb da bis 1640. Da die Besatzung den bayerischen Oberst Gayling nicht einlassen wollte, so blockirte er im Juni 1639 Hall, und von da bis 2. April 1645 lagen nun die Bayern in Stadt und Land.[1] Im April 1645 nahm die französische Armee unter Turenne und Rose die Stadt, und am 18. August 1646 rückten die Schweden unter Wrangel ein. Schon im Mai 1622 hatte eine große Theurung begonnen, wozu sich 1631 bösartige Seuchen gesellten. Dieser Krieg hat nicht nur Stadt und Land ruinirt, sondern auch 3.644.656 fl. gekostet. Noch 1651 war die Schuldenlast Halls 750.000 fl. Schon 1636 hatte eine Kopfsteuer ausgeschrieben werden müssen; wegen Mangels an Vieh mußte man das Feld meist mit Menschen bestellen. Im Hospital mußten 1636 täglich 350 Menschen gespeist werden; das Vermögen der Bürger betrug 1645 nur noch 400.000 fl. Neue Beschwerden brachten die nächstfolgenden Kriege. Unter H. Moriz lagen im November und December 1674 mehr als 2000 Sachsen in Ilshofen, wozu 1675 noch 900 Lüneburger kamen. Ihnen folgten 1675–1677 lothringen’sche Völker. Diese Quartiere hatten 445.019 fl. Kosten verursacht. Im December 1688 drohte ein französisches Cavallerie-Regiment unter la Grange mit einem Einfall, wurde aber mit 10.000 Thaler abgefunden. Nach der Schlacht von Höchstädt brachte der kaiserliche General Prinz Eugen 263 gefangene Franzosen und 335 Italiener nach Hall, die hier bis Mai 1706 verwahrt werden mußten. Während der Durchzüge und Quartiere im letzten französischen Kriege hatte Hall vom 1. August 1791 bis 1. August 1801 eine Summe von 492.214 fl. 32 kr. aufzuwenden. – Endlich sind noch einige verheerende Feuersbrünste zu erwähnen. Im J. 1376[2] brannte fast die ganze Stadt, vom Sulphurthurm im Haal bis zum Städtethor in der Gelbinger Gasse, sammt dem Rathhaus und dem Archiv ab. Am 3. Juni 1680 kam durch einen Blitzstrahl in der Gelbinger Gasse Feuer aus, durch welches über 100 Gebäude eingeäschert wurden. Noch


  1. Wie es Oberst Hans von Spork mit den der Hexerei verdächtigen Weibern hier trieb, s. Gräters Iduna 1813, S. 93.
  2. Einige Chroniken sprechen auch von einer verheerenden Feuersbrunst im J. 1340, worüber nichts Näheres zu finden ist.
Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Hall. Verlag der J. G. Cotta’sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 168. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHall0168.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)