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durch die große Anzahl der Geburten aus, worunter sich überdieß die wenigsten unehlichen befinden (s. o. S. 39).

Der Staat bezieht den großen Zehenten wegen Comburgs, ebenso den Neubruchzehenten; den kleinen Heu- und Blut-Zehenten aber Namens der Oberlandesheiligenpflege. Den Garten- und Heu-Zehenten zu Gelbingen und Erlach erwarb die Reichsstadt 1659 von Comburg. Gefälle daselbst beziehen der Staat, Hohenlohe-Oehringen, die Stadtpflege und die Armenverwaltung Hall, und einige haller Privaten. An den Gefällrechten des Staats in Gelbingen und Erlach wurden seit 1817 für 3583 fl. 48 kr. Kapitalbetrag abgelöst. Auch die hohenlohenschen Frohnrechte sind 1839 abgekauft worden.

Gelbingen und Erlach sind dem Forstamte Comburg zugetheilt. Die Häuser liegen in Gelbingen ziemlich entfernt von einander und sind, mit wenigen Ausnahmen, nicht gut beschaffen. Die Kirche zu St. Johannes im obern Dorf ist klein und unscheinbar und mindestens einer Vergrößerung sehr bedürftig. Ein neues sehr geräumiges Schulhaus wurde 1837 mitten im Dorfe gebaut. Die Baulast an Kirche, Pfarrhaus und Schulhaus hat der Staat, theils Namens der Oberlandesheiligenpflege, theils Namens Comburgs. Der Boden ist fruchtbar und das Klima warm; daher noch einiger Weinbau (auf 591/2 Mrg.), die Einwohner nähren sich von Viehzucht und Ackerbau, wobei ihnen die Nähe von Hall sehr zu Statten kommt, obgleich freilich der Rindviehstand klein ist. An Gewerben sind hauptsächlich eine Schildwirthschaft, eine Mahl- und eine Säg-Mühle und ein Hammerwerk zu erwähnen. Der Besitzer des letztern hat 1841 und 1842 einen 800′ langen Stollen mit einem Gewölbe (Tunnel) durch den Neuberg geschlagen, um dem sein Hammerwerk treibenden Wasser des Kochers, welcher um diesen Berg einen beinahe vollen Umkreis macht, wegen der Hinterwasser einen raschen Abfluß zu verschaffen. Dieses Abflußwasser treibt jetzt die im Jahr 1843 neugebaute Sägmühle. – Zum Pfarrsprengel gehören Erlach, Weckrieden und Eltershofen. Das Patronat steht, wegen Comburgs, der Krone zu. In früheren Zeiten war der Pfarrsitz nicht hier, sondern in Erlach, und war auch die hiesige Kirche Filial von Erlach.

Der Ort gehörte zu den ältesten Besitzungen der Schenken von Limpurg und war theilweise an verschiedene Edle in lehenbarer Eigenschaft vergeben, in welcher er zuerst im Besitz der Eberhardten und Philippen v. Elterhofen erscheint, welche daselbst auch ein Schlößchen, das jetzige Pfarrhaus, besaßen. Den größern Theil von Gelbingen aber besaß 1403 Hans Veldner, Geyer genannt, theils eigen, theils als limpurgisches Lehen. Der Rath

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Hall. Verlag der J. G. Cotta’sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 208. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHall0208.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)