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Sanzenbach und Bibersfeld verbunden. Laufende Brunnen hat Rieden nicht, aber durchaus keinen Wassermangel.

Rieden mit Parcellen ist dem Forstamt Comburg zugewiesen. Den großen Zehenten bezieht der Staat Namens der vormals kloster-murrhardtischen Pflege Westheim, den kleinen und Blut-Zehenten die Pfarrei Westheim. Gefälle hat der Staat, die Armenverwaltung und Stadtpflege Hall und einige haller Privaten. An den Gefällrechten des Staats sind seit 1817 für 864 fl. 23 kr. Kapital abgelöst worden.

Die Einwohner sind fleißig und wohlhabend. Der Boden ist fruchtbar; die Erzeugnisse wie in Westheim. Früher wurde hier Wein gebaut und es war eine Kelter vorhanden. Auf der Markung befinden sich einige gute Sand- und Kalk-Steinbrüche. Außer einer Schildwirthschaft mit Bierbrauerei sind nur 2 Mahlmühlen und 1 Sägmühle zu erwähnen.

Das auf einem Hügel gelegene Gotteshaus zur h. Maria, eine der schönsten gothischen Kirchen des Landes, wurde 1436 neu gebaut. Sie hat einen Hauptaltar und zwei Seitenaltäre mit herrlichem Schnitzwerk und mit altdeutschen Malereien nicht ohne künstlerischen Werth. Auf der linken Seite des hohen schönen Chors befindet sich ein Grabmal in Stein des Christoph Rudolph Senfft von Sulburg, 1577 niederländischen Hauptmanns, welcher Besitzer des Schlößchens zu Rieden gewesen seyn soll, und es ist nur Schade, daß das Gewölbe im Chor der Kirche nicht vollendet wurde. Die Emporkirchen wurden 1841 bedeutend vergrößert. Die Orgel hat die Gemeinde 1830 gestiftet. Ein hier 1456 gefundenes irdenes Kreuz [1] mit einem mutmaßlichen Kreuzpartikel gab Veranlassung zu einer namentlich am Sonntag Jubilate starken Wallfahrt nach Rieden, und in Folge derselben zu bedeutender Vermehrung des Heiligenvermögens. Im Jahr 1435 bewilligte der Bischof von Würzburg dem Heiligen und der Gemeinde, eine neue Capelle aufzurichten, ohne Schaden der Pfarre zu Westheim; Papst Eugen bestätigte 1435 die Caplanei St. Anna mit dem Besetzungsrecht der Stadt Hall. Im Jahr 1438 bewilligte die Synode zu Basel den Heiligenpflegern und dem Rath zu Hall, mit den Gütern, Stiftungen u. s. w. zu schalten und zu walten und Altarpfründen und andere Gezierden darein zu errichten; 1466 erfolgte die Bewilligung Ludwigs v. Weyher, Dekans zu Würzburg, statt des hölzernen Baues auf dem Altar einen steinernen Bogen darüber zu führen. Im Jahr 1469


  1. Nach einer andern Nachricht wurde es 1371 gefunden und hätten Geschenke und Wallfahrten Veranlassung zum Kirchenbau gegeben.
Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Hall. Verlag der J. G. Cotta’sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 237. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHall0237.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)