Seite:OAHall0297.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Das Schloß Tullau nebst dem dortigen Bauhof hatte von da an manchfache Besitzer an haller Bürgern, bis wir es 1615 im Besitz von Gertraud, Gräfin v. Löwenstein und Stauffeneck, wieder finden, welche es in diesem Jahr an die Stadt Hall verkauft, von welcher es abermals 1618 an den Hospital um 2503 fl. kam. Endlich kam es 1780 an die angesehene Familie Feyerabend, und nun ist es Besitz des Stadtschultheißen Wibel zu Hall, welcher es mit seiner Frau, einer geb. Feyerabend, erheirathete.

e. Wilhelmsglück, königl. Saline, mit 47 Einw., worunter 8 Kath., 1/2 St. östlich von Uttenhofen, auf der Oberamtsgrenze und am Kocher gelegen. Über das Markungsrecht war zwischen Uttenhofen und Hirschfelden, Oberamts Gaildorf, Streit, der im Administrativweg durch alle Instanzen 1834 zu Gunsten von Uttenhofen entschieden wurde. Außer den Salinengebäuden ist nur eine Schildwirthschaft vorhanden. Jene sind 1 Beamtenhaus, 1 Laborantenhaus, 1 Bergschmiede, 1 Göpelhaus, 1 Schachthaus mit 2 Magazinen, 1 Kunstmühle mit Einrichtungen zur Förderung und zum Mahlen des Steinsalzes, auch Förderung der Soole aus dem Schacht, 1 Steinsalzmagazin und 1 Soolenreservoir.

Dieses reiche Steinsalzwerk verdankt seine Entstehung den Nachsuchungen nach hochgrädigen Soolquellen, welche 1822 hier vorgenommen wurden, in welchem Jahr mit einem 3 Zoll weiten Bohrloche in 363 Schuh Tiefe ein 25 Schuh mächtiges Steinsalzlager erbohrt wurde, woselbst das auf beiden Seiten des Kochers zu Tage ausgehende vollkommen geregelte, feste Kalksteingebirge die Wahl zu der Anlegung des Bohrlochs begründet hatte. Die außerordentliche Geschlossenheit und Trockenheit des durchsunkenen Gebirges bewogen sofort Se. Maj. den König Wilhelm zu der Anordnung, hier die Erde mit einem Schacht aufzuschließen, welcher auch zu 13 und 5 Schuh Weite 1824 glücklich und ohne Wasserzuflüsse bis auf das Steinsalzlager niedergetrieben ward, worauf dieses Werk, nach seinem hohen Gründer: „Wilhelmsglück“ genannt wurde. Der Abbau des Steinsalzlagers, welches mit einem regelmäßigen Fallen gegen NO. von 6 Zoll aufs Lachter äußerst rein und compakt ist, und nur eine mechanische Beimischung von zwei Proc. Mergel und Thon hat, ist ein förmlicher Pfeilerbau mit 14 Schuh weiten Örtern auf die ganze Höhe oder Mächtigkeit des Steinsalzes, welcher Bau, ohne irgend eine Unterstützung, (das Dach des Steinsalzes besteht aus sehr festem, wasserfreiem Gyps oder Anhydrit), einen wahrhaft großartigen Anblick gewährt, da mehrere Örter oder Gänge bereits über 2000 Schuh lang sind. Vermittelst einer neu hergestellten Wasserkraft wird das mit Pulver gewonnene Steinsalz in Stücken mit 2 Zoll dicken hänfenen Seilen

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Hall. Verlag der J. G. Cotta’sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 297. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHall0297.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)