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Das dem Staate zugehörige Schloß, welches gegenwärtig der königl. Revierförster bewohnt, früher aber zum Sitz eines königl. Forstamts diente, und eine weitere Wohnung stehen auf dem äußersten Bergrand und sind von dem Vorhof durch einen tiefen Graben, über welchen eine hölzerne – früher eine Zug-Brücke – führt, getrennt, der Vorhof selbst aber, welcher wiederum durch hohe Mauern und Gräben von dem übrigen Theil des Städtchens getrennt ist, enthält neben vielen Ökonomiegebäuden eine Anzahl bürgerlicher Wohnungen, worunter eine Schildwirthschaft, und hat seinen Haupteingang durch einen massiven noch unversehrten viereckigen Thorthurm, zu welchem ebenfalls eine Brücke über den Burggraben führt. Das Innere des Schloßhofraumes und des Vorhofs ist gepflastert und mit guten Brunnen versehen, das Ganze aber mit sehr hohen Mauern eingefaßt und durch 8 kolossale runde Bastionen befestigt, welche theilweise abgetragen sind, in ihren Tiefen noch Burgverließe und unterirdische Corridore bergen, nunmehr aber kleinen Häuschen zur Grundlage dienen, welches der Großartigkeit des Ganzen wesentlichen Eintrag thut. Dieses hintere oder untere Schloß, welches 1523 gebrochen worden (s. hienach), wurde 1545 von Wilhelm v. Vellberg in seiner gegenwärtigen Gestalt, die äußern Giebelseiten mit Zinnen, neu aufgebaut und wieder eine Capelle zum heiligen Georg darin eingerichtet (s. Pfarrei Anhausen). Eine Beschreibung des Schlosses s. Gräters Iduna 1812 S. 105 u. f.

Eine Mahlmühle liegt am östlichen Fuß der Burg und zwei weitere Schildwirthschaften befinden sich im äußern Theil des Städtchens, an dessen Auslauf gegen Hall auch das 1806 neugebaute Schulhaus steht, das ehedem zu Stöckenburg stand und das die Kinder aus der ganzen Pfarrei Stöckenburg besuchen. Der Sage nach war Vellberg in ältern Zeiten weit größer und soll sich bis zum Weiler Buch hin ausgedehnt haben. Der übrige und größere Theil des Städtchens liegt auf der Westseite der Ringmauer und lehnt sich an den hintern Theil des Bergs an; einen weitern Theil aber bilden neuere Ansiedlungen an dem nördlichen Fuß des Schlosses und am südlichen Fuß des Stöckenberges im Bühlerthal. Für die Kirchengänger führt ein langer hölzerner Steg vom Fuß des Vellberges bis zum Fuß des Stöckenberges über die Bühler, von wo sie über 200 Staffeln zur Kirche gelangen; weiter oben führt eine 1842 vom Staate neugebaute steinerne Brücke über das Flüßchen. Die von Kirchberg-Langenburg-Ilshofen nach Vellberg und Gaildorf führende Vicinalstraße geht ebenfalls über dieselbe so wie durch den außerhalb den Ringmauern von Vellberg liegenden Theil des Städtchens.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Hall. Verlag der J. G. Cotta’sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 299. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHall0299.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)