Seite:OAHeidenheim 123.png

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Die Stadt liegt an der Einmündung des Stubenthals in das Brenzthal, an der Brenz und unter dem 150’ hohen senkrechten Fels, auf welchem das Schloß Hellenstein kühn das Thal überragt. Die Belebtheit der Straßen, mehrere ausgedehnte Gebäude mit hohen Kaminen und der Rauch der zahlreichen Öfen und Dampfmaschinen verkündigen die Fabrikstadt schon aus der Ferne. Die Fabriken liegen größtentheils außerhalb der Stadt, vergrößern eben dadurch den scheinbaren Umfang derselben und geben dem Ganzen, besonders vom Schloßberg, von der Höhe bei Mergelstetten oder auf der Straße von Ulm her betrachtet, ein sehr vortheilhaftes Aussehen. Ein Arm der Brenz ist mitten durch die Stadt geleitet, was den Einwohnern manche Bequemlichkeit gewährt, zur Salubrität aber, der mangelhaften Fassung dieses Kanals wegen, nicht beiträgt. Ein nicht zu beseitigender Übelstand sind die Überschwemmungen, welche nach schnellem Schneeabgang oder heftigen Platzregen das aus dem Stubenthal herbeiströmende Wildwasser anrichtet, wodurch nicht selten die Straßen unter Wasser gesetzt und die Vorstädte von der eigentlichen Stadt getrennt werden. Die eigentliche Stadt hat nur Eine, ziemlich breite, freundliche und gut aussehende Hauptstraße; auf der Nord-, Ost- und Südseite ist sie von Vorstädten umgeben, nach welchen aus jener drei Thore führten, das obere, Mittel- und untere Thor. Das Mittelthor aber wurde vor 46, das untere vor 5, das obere vor 3 Jahren abgebrochen. Eine angenehme Pappelallee führt nach der nördlichen sogenannten Schmelzofen-Vorstadt, wo die Brenz zu einem künstlichen See geschwellt ist. Von den Stadtmauern sind nur geringe Reste noch übrig. Die Hauptstraße ist nicht gepflastert, sondern macadamisirt und gut erhalten, die Nebengassen aber haben ein ziemlich holprichtes Pflaster. Die Zahl sämmtlicher Gebäude beträgt 546, nämlich 386 Haupt- und 160 Nebengebäude, worunter 24 öffentliche; davon gehören dem Staat 14, der Stadt 8, den Stiftungen 2. Es gibt viele gut gebaute Häuser, gewöhnlich mit steinernem Erdgeschoß und weiteren Stockwerken von Holz. Doch fehlt es auch nicht an ganz massiven Gebäuden. Die Wohnungen der Fabrikarbeiter machen den größeren Theil der untern Vorstadt und der „Schloßgasse“ aus, und sind durchgängig einstockig. Sämmtliche Gebäude sind mit Ziegeln gedeckt. Von öffentlichen Gebäuden sind zu nennen:

Die Pfarrkirche [1] zu St. Michael, ein altes, 1601 nicht erst erbautes (wie Steinhofer sagt I. S. 430.), sondern wohl nur

Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Heidenheim. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeidenheim_123.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)
  1. Ecclesia parochialis in Heidenhein Augustensis dioeceseos erhielt im März 1323 einen Ablaßbrief von Papst Johann XXII, abgedruckt in den Studien der evangelischen Geistlichkeit, Bd. I. Heft 1, S. 66