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im Sommer als Maurer arbeiten, 70 Strickerinnen, 18 Keßler, 20 Ziegelknechte, die zugleich Körbe, Bürsten, Rechen, Löffel[1] machen, 11 Lumpensammler, 8 Musikanten, 2 wandernde Schauspieler u. s. w.), theils Hausirhandel allein (21 mit Körben, 20 mit Sämereien, 13 mit baumwollenen Strümpfen u. s. w.). Diese sämmtliche Categorie verband und verbindet noch mit ihrem Handel einen mehr oder weniger zudringlichen Bettel. Endlich lebten im J. 1841 ausschließend vom Bettel als zu jeder Beschäftigung unfähig 17 Personen. Zu dieser großen Belästigung der näheren und entfernteren Umgegend kam noch der tägliche Bettel von ungefähr 150 Kindern. Die Folge dieser Verhältnisse ist, daß die Colonisten des Stehberges durch einen fast unbezähmbaren Hang zum Vagiren und zu Exzessen aller Art charakterisirt sind, und einer geordneten Thätigkeit auf alle Weise aus dem Weg zu gehen suchen, was sich auf eine beklagenswerthe Weise auch auf ihre zahlreichen Nachkommen vererbt, so viele Mühe sich auch die Bezirksbehörde giebt, unterstützt von einem tüchtigen Ortsvorstand, einen bessern Zustand der verwahrlosten Gemeinde allmälig herbeizuführen. Die erste Fürsorge mußte dem heranwachsenden Geschlechte gewidmet seyn; daher wurde, da das frühere Schulhaus gänzlich unzureichend geworden war, im J. 1839–40 das jetzige geräumige, hoch und frei gelegene Schulhaus erbaut, welcher Bau durch eine Collecte bei Gemeinden und Privaten, und einen Beitrag aus der Staatskasse zu Stande kam. Außer den Schulstunden werden Knaben und Mädchen in einer Industrie-Schule unterrichtet, welche von der Centralleitung des Wohlthätigkeits-Vereins zugleich mit einer Klein-Kinderschule gestiftet wurde und unterhalten wird. Hat die männliche Jugend die Schule verlassen, so wird darauf gesehen, daß sie solche Professionen erlernt, welche das ganze Jahr hindurch beschäftigen und nähren. Zu Abstellung des Bettels von Seiten der wirklich bedürftigen Armen und der Kinder kam im Herbst 1841 durch Veranstaltung des K. Oberamts eine Collecte bei den Gemeinden des Ober-Amts-Bezirkes zu Stande, welche 667 fl. 17 kr. an baarem Geld und einige Naturalien ertrug, und an welche sich die angrenzende Ober-Amts-Corporation Ulm mit 150 fl. anschloß. Gleichzeitig hat die Centralleitung des Waisen-Vereins eine erhöhte Brodabgabe in der Industrie und Klein-Kinderschule genehmigt. In Folge dieser Unterstützung hat nun der Bettel durch Kinder gänzlich aufgehört, und der der Erwachsenen, deren freilich noch viele ihre Hausir- etc. Patente als Bettelbriefe mißbrauchen, ist wenigstens so beschränkt worden, daß die Erwartungen der ganzen

Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Heidenheim. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 163. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeidenheim_163.png&oldid=- (Version vom 8.7.2018)
  1. Den benachbarten Waldungen sind diese Holzarbeiter sehr gefährlich, da namentlich Reifholz in Menge von ihnen gestohlen wird.