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und Wollenspinnerei das stärkste und einträglichste; die ungünstigen Verhältnisse der neuern Zeiten und die Concurrenz der Maschinen haben aber diesen Industriezweig zu gänzlichem Sinken gebracht, und der früher bedeutend gewesene Schnellermarkt, der jeden Samstag in der Herberge der Weberzunft gehalten wurde, besteht kaum noch. – Eine Nebenbeschäftigung einzelner Personen ist die Verfertigung von Strohgeflechten, Winterschuhen aus Tuchenden, Schuhlaisten, Stiefelhölzern etc. – Noch sind zwei Privat-Waschhäuser an der Brenz zu erwähnen, die sehr häufig benutzt werden, da in den Bürgerwohnungen gewöhnlich keine Waschhäuser eingerichtet sind.

Activhandel findet mit Wollen-, Baumwollen- und Leinwandwaaren, mit Öl, Korn, Ziegler- und Töpfer-, Dreher-, Messer- und Nagelschmied-, auch mit Conditor- Waaren statt. Darunter geht Öl nach Heilbronn und ins Bayrische, Korn nach Ulm und Heidenheim. Die Arbeiten der Dreher und Messerschmiede werden meistens nach Augsburg und Nördlingen abgesetzt. Unter den Einfuhrgegenständen kann man besonders nennen: Schlachtvieh, Pferde, Geflügel, rohe Häute, Bauholz (zum Theil Schnittwaaren), Garten- und Wald-Sämereien etc.. Die bedeutendste Handlung ist das Detailgeschäft von L. F. Winter in Manufakturwaaren und Baumwollengarn, mit einem bedeutenden Absatz besonders ins Bayrische. Namhaft ist auch das oben erwähnte Geschäft von Schuhholz. Überhaupt finden sich hier Handlungen: mit Ellenwaaren zwei, mit kurzen Waaren zwei, mit Leinwand eine, Conditoreien (gewöhnlich mit Specerei verbunden) vier, Specerei eine, mit Glas- und lakirten Blechwaaren eine, mit Eisen eine, mit Wein eine, und einige ganz unbedeutende Kleinhandlungen. Spedition findet sich hier nicht. Die Durchfuhr nimmt zu, seitdem die Straßenverbindung mit Nattheim, Heidenheim und Hermaringen hergestellt ist. Nach geschichtlichen Nachrichten war sie ehemals, wie der Handel selbst, stärker, allein die Ungunst der Zeiten und der Nachbarn haben sie heruntergebracht.[1] Ehemals gab es Frachtfuhrleute nach Nürnberg, Nördlingen, Ulm, welche starke Geschäfte machten. Nun besteht nur ein wöchentliches Fuhrwerk nach Ulm, und ein anderes alle 14 Tage nach Stuttgart. – Hauptmärkte, welchen die Professionisten von Giengen nachziehen, sind Günzburg, Gundelfingen und Lauingen, im Inland Langenau und Ulm. Die Stadt selbst hat vier Krämer- und zwei Viehmärkte, die von der Nachbarschaft ziemlich zahlreich besucht werden. Auch ein Fruchtmarkt wird jeden Freitag gehalten; er ist jedoch von untergeordneter

Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Heidenheim. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 190. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeidenheim_190.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)
  1. Wie bei der Straßenanlage im vorigen Jahrhundert die Stadt ihre Interessen wahrzunehmen versäumt hat, s. oben.