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Turenne, welche 13 Tage lang hier einquartiert Erpressungen und Gewaltthaten verübten. Auch die 80ger Jahre desselben Jahrhunderts brachten neue Kriegsdrangsale durch die Franzosen, von denen im J. 1684 acht Regimenter hier lagen, die Einwohner aussaugend, und durch dieselben im J. 1688, als General Feuquiere wieder Contributionen eintrieb.

Im Juni 1704 hatte Marlborough sein Hauptquartier auf dem Rathhause zu Giengen, sein Heer stand auf dem Bruckersberg.

Auch in dem Kriegsjahre von 1796 und folgenden hatte die Stadt durch Einquartierungen ungemein zu leiden.

Aus den kirchlichen Alterthümern Giengens verdient Erwähnung, daß schon im J. 1216 ein plebanus de Giengen vorkommt (Urk. betreff. einen Streit zwischen Ellwangen und Kaisheim. Orig. in München) Der hiesige Kirchensatz gehörte ursprünglich den hohenstaufischen Königen. Von K. Konrad IV. ging er an Walther Schenk von Limpurg über, welcher ihn im J. 1274 mit dem Schloß Hohenstaufen für 450 Pfd. Heller an seinen Tochtermann Ulrich von Rechberg und dessen Brüder verpfändete (Urk. bei Magenau S. 140). Später fiel dieses Patronat wieder an das Reich; Kaiser Karl IV. schenkte es im J. 1348 an Kl. Herbrechtingen, welchem im J. 1349 Bischof Marquard von Augsburg die Kirche incorporirte (Reg. Boic. 8,165). – In die Rechte des Klosters trat späterhin Württemberg ein. – Indeß hatte die Stadt Giengen doch großen Einfluß auf die Besetzung der Stelle, und der Probst von Herbrechtingen hatte auf ihre Vorschläge sehr zu achten, was die Bulle des Basler Concils von 1437 (Orig. in Stuttg., Mag. S. 147) ausdrücklich verordnete.

Erst im J. 1748 machte Württemberg von seinem Recht der Pfarrbesetzung zum ersten Male Gebrauch. Übrigens übte der Magistrat die Episcopalrechte, und ließ den von Württemberg gesetzten Geistlichen durch irgend einen benachbarten Pfarrer investiren. Das Ernennungsrecht zur 2ten Stelle (Prädicatur) hatte bis zur Mediatisirung jederzeit die Stadt. Vom J. 1802-6 stund Giengen unter dem Decanat Aalen, und der General-Superintendenz Heilbronn, seit 1806 ist es dem Decanat Heidenheim zugetheilt, von letztgenanntem Jahre an stund es unter der Generalsuperintendenz Denkendorf, dann Ulm, seit 1823 Hall.

Von Klöstern waren hier begütert: Herbrechtingen (auch Großzehentherr), Kaisheim (1470 das Manghaus an Kl. Kaisheim verkauft. Orig. in Stuttg.), Neresheim. Herbrechtingen und Kaisheim (dieses seit 1293) hatten hier Bürgerrecht. Auch die Deutschherrn hatten in Giengen ein Haus. [1]

Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Heidenheim. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 205. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeidenheim_205.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)
  1. 1275. Henricus dictus de Hostetin fratribus domus teutonicae in Giengen curiam in Zoeschingen donat. Archiv. Urk. Commendator fratrum theutonicorum in Giengen, Z. i. J. 1286 in einer Urkunde der Grafen Ulrich des Älteren und des Jüngeren von Helfenstein für Kloster Medlingen. Orig. in München.