Seite:OAHeidenheim 257.png

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Mergelstetten liegt rechts und links den Ufern der Brenz entlang, über welche zwei hölzerne Brücken führen. Die Ulm-Augsburger Straße führt östlich an dem Ort vorüber nach dem 1/2 St. entfernten Heidenheim. Das Aussehen dieses Dorfes ist im Ganzen besser als das der meisten des Oberamts-Bezirkes, da es mehrere neue und in besserer Bauart errichtete Gebäude besitzt, unter welchen sich vor allen die stattlichen Zöppritzschen Fabrikgebäude auszeichnen. Die Strohdächer sind verschwunden. Wohngebäude zählt man 118. Eine seltene Zierde erhielt Mergelstetten und die ganze Umgegend durch die schöne Pfarrkirche in gothischem Styl nach Heideloffs Zeichnung; ihre Einweihung erfolgte den 10. Nov. 1843. Die Gemeinde bestritt die Baukosten im Betrag von 36.000 fl. Die neue Orgel ist eine Stiftung der Gebr. Zöppritz. Die Einkünfte des Heiligen betragen 150-160 fl. Im J. 1838 legte die Gemeinde einen neuen Begräbnißplatz außerhalb des Ortes an. [1] In den Jahren 1842-43 baute der Staat ein neues, ganz steinernes Pfarrhaus. Ein eigenes Rathhaus existirt nicht. Das Schulhaus wurde 1810 von der Gemeinde neu erbaut. Schulstiftungen sind im Betrag von 174 fl. zur Anschaffung von Schulbüchern, und zu Prämien für fleißigen Besuch der sonst so häufig vernachlässigten Sommerschule. Auch besteht eine bei den hiesigen Verhältnissen sehr wohlthätige Klein-Kinderschule, und ein Gesangverein.

Eine bewaldete Felshöhe über der Brenz an der Bolheimer Markungsgränze, in eine kegelförmige Spitze auslaufend, führt den Namen „das alte Schloß.“ Ein Burggraben ist auf der nördlichen Seite noch deutlich zu sehen. [2] – Über einen bei Mergelstetten gemachten antiquarischen Fund, s. oben S. 114; über die Höhle im Hohlenstein S. 10. Grabhügel zählt man auf der Waldfläche Burren oder Scheithau 19, von welchen vor einigen Jahren drei geöffnet wurden, die übrigens außer Scherben, Kohlen, Knochen und einigen Eisenresten, Nichts enthielten.

Mit seinem Namen, als Merchelinesteten, tritt das Dorf im J. 1143 zum ersten Male in die Geschichte ein, bei Ausstattung des Kl. Anhausen, welches hier einen Hof, Mühle und Fischenz erhielt.

Der Pfarrsatz stund den Grafen von Dillingen zu bis zum J. 1252, wo vom Graf Hartmann und seinem Sohn Albert zur Tilgung

Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Heidenheim. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 257. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeidenheim_257.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)
  1. In dem jetzt verschütteten alten Kirchhof ruht die Leiche des Philosophen Christoph Gottfried Bardili, gest. den 16. Juni 1808.
  2. Wenn man diesem Schloß den Namen Hurwang giebt, so scheint eine Verwechslung mit Hürwin (s. Hürben) zum Grund zu liegen.