Seite:OAHeidenheim 273.png

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sich in einer flachen Vertiefung, in welcher Söhnstetten liegt, und mit welcher das ostwärts streichende Stubenthal seinen Anfang nimmt. Mit diesem vereinigt sich auf der östlichen Markungsgrenze das sogenannte Zwerch- (Quer-) Stubenthal von Heuchstetten her. Die Hänge und Höhen zwischen den zuvor genannten Thälern und Vertiefungen sind größtentheils mit Ackerland (37946/8 Morgen) bedeckt, die zu beiden Seiten des Stubenthales mit Laubholz bewachsen (12143/8 Morgen Wald). Der Bezirk ist durchaus wasserlos; nur Dudelhof hat einen, in trockener Jahreszeit bald erschöpften, Brunnen. Die Luft ist rauh, der Boden steinigt und hitzig, und daher in trockenen Jahrgängen sehr wenig ergiebig. Überhaupt gehört diese Markung zu den von der Natur am wenigsten begünstigten im Oberamt. Der ganze nördliche Theil besteht aus sogenannten Ausbäuen, die einen noch bei weitem undankbareren Boden haben, als die flürlich gebauten Felder, und daher gewöhnlich nur zum Haberbau benutzt werden. Doch hat man in neueren Zeiten angefangen, den Boden durch Mergel zu verbessern und für Roggenbau geeignet zu machen. Sonst ist die vorherrschende Getreideart der Dinkel, dessen Ertrag man aber nur auf 3 Scheffel per Morgen schätzt. Auch wird ziemlich viel Einkorn, und mehr als in der Nachbarschaft, gebaut. Preise des Morgen Ackers sind 3 fl., 80–100 fl., 350 fl. Der Wieswachs ist gering, da nur 1037/8 Morgen (ohne 491/8 M. Holzwiesen) nur in nassen Jahren zweimädige Wiesen vorhanden sind, die einen Ertrag von 12 Ctr. Heu per Morgen gewähren. Preise per Morgen 150 fl., 200 fl., 300 fl. Von obiger Waldfläche gehört der Gemeinde etwas über die Hälfte (650 M.), 410 Morgen dem Staat, das Übrige Privaten. Waldweide findet statt, jedoch nur in älteren Schlägen. Pferde- und Rindviehzucht stehen den benachbarten Alpgemeinden merklich nach. Stallfütterung ist nur bis nach der Ernte gewöhnlich, worauf Stoppel- und Herbstweide eintritt. Die sehr gute Schafweide wird mit einheimischen (spanischen) und auswärtigen Schafen beschlagen und gewährt gegenwärtig einen jährlichen Pachterlös von 1500 fl.

Hauptnahrungsquelle ist der Feldbau, und die Gewerbe stehen sehr zurück. Weberei wird von einigen und 30 Meistern fast ohne Ausnahme für Heidenheimer Fabriken betrieben. Schildwirthschaften sind 2, Bierbrauereien 2 und Ölmühle 1 vorhanden, die durch Pferdekraft betrieben wird. Merklich ist bereits auch hier der wohlthätige Einfluß, welchen die durch das Stubenthal angelegte Straße aus Bayern nach dem Unterland auf Belebung des Verkehrs äußert, indem die bedeutende Getreidedurchfuhr für die hiesigen Wirthe, Handwerker, Fuhrleute etc. einen nicht unbeträchtlichen Verdienst abwirft. Übrigens ist der Wohlstand im Ganzen ein sehr mittelmäßiger.

Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Heidenheim. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 273. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeidenheim_273.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)