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daß die Winde überall freien Zutritt haben und die Luft reinigen können.

So warm auch das Heilbronner Thal ist, so fühlt man darinnen die Schwüle des Sommers dennoch weniger drückend, als an Orten, die in einem engen Thalkessel liegen. Wäre der starke Luftzug nicht, so würden die Ausdünstungen vieler chemischen Fabriken gewiß Nachtheile bringen.

Dem Südwind ist der Bezirk so zugänglich, daß der Schnee früher, als im übrigen Lande schmilzt, was oft schon Reisende, die von Hall oder Backnang im Schlitten herab kamen, in Verlegenheit gebracht hat. Sogar in dem schneereichen Winter 1836/37 konnte man hier im Ganzen nur 14 Tage im Schlitten fahren.

Wenn in Italien der Sirocco geraume Zeit weht (in Oberschwaben Föhn genannt) so fühlt man auch bei Heilbronn seinen warmen ermattenden Hauch.

Fast die Hälfte des Jahres weht Westwind, 1/4 Südwest- und Nordwest mit ihren Nüancen, 1/4 Nord- Nordost- und Ostwind. Reiner Südwind kommt selten vor, N. und N-O. häufiger in den Wintermonaten, O. im März und September.

Der im Frühjahr herrschende O. u. N.O. hat häufig Sterbfälle zur Folge, im September ist er für Lungenkranke weniger gefährlich, weil der Wind noch erwärmt ist.

Gewitter kommen nicht selten zum Ausbruche; Winde jagen sie aber gewöhnlich schnell von Westen nach Osten über den Bezirk.

Eine Wetterscheide bildet der Heuchelberg (zwischen Zaber und Leinbach), welcher die von Nordwest herziehenden Gewitterwolken häufig längs der westlichen Abdachung des Stromberges hin südwärts lenkt.

Nach der Zusammenstellung des statist.-topogr. Bureaus (Königreich Württemberg p. 131) kamen in den 30 Jahren 1825–54 im Oberamt Heilbronn 17 Hagelschläge vor. 21 Bezirke hatten noch günstigere Verhältnisse, 42 ungünstigere. Die niedrigste Ziffer war 5, die höchste 62. Man weiß z. B. in Heilbronn von keinem Hagelschlag, der die ganze Markung oder auch nur den größten Theil derselben getroffen hätte; es wurde nur die Stadt oder die Markung oberhalb oder die unterhalb derselben getroffen.

In dem gegenwärtigen Jahrhundert erlitt jedesmal ein Theil der Stadtmarkung, meistens ein sehr kleiner, Hagelschläge 1809, 1811, Aug. 1816, 30. April 1818, 1822, 1826, 13. Mai 1827, 29. Juli u. 1. Sept. 1837, 25. Mai 1838, 15. Juli u.

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Dr. Heinrich Titot: Beschreibung des Oberamts Heilbronn. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1865, Seite 019. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeilbronn_019.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)