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nun weniger aus Italien nach Heilbronn, sondern aus Spanien, Portugal und aus den Niederlanden über Straßburg, Speyer, Frankfurt und Cöln.

Dem Handel Heilbronns brachte es jedoch einen großen Nuzen, daß man die Waaren vom Rheine her auf dem Neckar nach Heilbronn zu Schiffe bringen konnte. Bei der schlechten Beschaffenheit der damaligen Landstraßen war eine Wasserstraße von sehr großem Vortheil.

Denn in diesem Theile Deutschlands gab es keinen Herzog mehr wie in Sachsen, Bayern u. s. w., der über ein großes Territorium herrschte, sondern eine Menge kleiner Besitzungen der Grafen, Edelleute, Klöster, Reichsstädte u. s. w. Die wenigsten derselben hielten die Landstraßen auf ihrem Territorium in gutem Stande; aber alle wollten Weggeld, viele auch Zoll u. drgl. und die Kaufleute hatten dabei Verluste an Zeit und an Geld.

Nachdem der Churfürst von der Pfalz nach und nach die Herrschaft über die vielen Ritterburgen am Neckar, deren Besitzer lange Zeit die vorüberfahrenden Schiffe besteuert hatten, erlangt hatte, war nur noch an die Pfalz ein Neckarzoll zu bezahlen, und das Geleitsgeld für den Schutz, welchen die pfälzischen Geleitsreiter vom Rheine an bis Heilbronn den beladenen Schiffen gewährten.

Der dreißigjährige Krieg (1618–1648) und später die räuberischen und mordbrennerischen Einfälle der Franzosen ruinirten den Wohlstand der Heilbronner und der Länder am Oberrheine. Die Heilbronner Handelsleute bezogen bis 1750 den größten Theil der Colonialwaaren nur aus Frankfurt und der Heilbronner Handel wurde, fast nur noch durch Factoreien einiger Handelshäuser zu Nürnberg, Augsburg und Ulm betrieben.

Was den Neckar betrifft, und insbesondere die Flöße, so versprach 1343 Ritter Albrecht der Hofwart zu Kirchheim die Flöße bei Laufen ungehindert passiren zu lassen; Heilbronn hatte 1342, 1469, 1472, 1476 wegen des Flözens mit Baden, Pfalz und Württemberg Verträge abgeschlossen und diese wurden 1716 erneuert, auch errichteten 1726 die Heilbronner eine Flozlotterie mit Stuttgartern.

Schiffer befuhren von Heilbronn abwärts den Neckar und den Rhein, insbesondere auch Heilbronner, bis die Pfalz im Jahr 1608 es diesen so sehr erschwerte, daß die meisten sich genöthigt fanden, in die Pfalz überzusiedeln.

Schon Herzog Christof in Württemberg, welcher 1553 von

Empfohlene Zitierweise:
Dr. Heinrich Titot: Beschreibung des Oberamts Heilbronn. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1865, Seite 104. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeilbronn_104.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)