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seiner Geschichte des Herzogth. Württemberg. S. 245 u. Tafel 26 gibt Beschreibung und Abbildung davon.

Noch umfangreichere Gebäude standen auf dem Hügel zwischen Klingenberg und Bökingen, wo der Weinberg der Pfarrei Böckingen liegt. Der Ort wird vom Landvolk Gukele-Morr (cuculi Murus d. h. Gebäude der Hochwache) genannt. Man überschaut von da das Neckarthal.

Es waren mehrere Gebäude, von denen eines im Mittelalter als Kapelle zu unserer lieben Frauen Bekümmerniß eingeweihet worden war. Schon 1510 wurde ein Theil der Gebäude niedergerissen, 1680 ein anderer zum Bau eines Bauernhauses in Böckingen verwendet, und als im Jahr 1811 die Zabergaustraße, die am Fuße dieses Hügels hinführt, chaussirt wurde, so wurde der Rest abgetragen, weil die Steine zum Straßenbau verwendet worden sind.

Dieses letzte Gebäude, 22′ lang, hatte starke Mauern aus Quadersteinen, welche ein länglichtes Viereck umschloßen. Gegen die Hochebene hatte es in der Mitte ein großes Thor mit gedrücktem Bogen, daneben je einen Fensterbogen. Gegen Norden (Bökingen) hatte es ein zweites Thor mit Rundbogen. Nicht einmal die Stockmauern kamen ganz auf unsere Tage.

Jenseits des Neckars auf Horkheimer Markung deutet schon die Benennung „Brandäcker“ auf abgebrannte Gebäude hin. Allein auf den Äckern „im Gutedel“ genannt, zwischen Horkheim und Sontheim, bemerkte man in trockenen Sommern, daß das Getreide in gewissen Linien vertrocknete und kümmerlich wuchs, bis Grundmauern römischer Gebäude im Jahr 1825 von den Ackerbesitzern ausgebrochen worden sind.

Es fanden sich darunter viele gebrannte Steine mit Randleisten, eingepreßten Linien u. s. w., wie sie von den Römern zu den Heizungskanälen unter den Fußböden und neben den Seitenwandungen ihrer Wohnzimmer im kalten Germanien angewendet worden sind. Auf einer von vier römischen Münzen, die damals zugleich ausgegraben worden sind, konnte man nur den Namen des Kaisers Antoninus lesen.

Auch beim Reuten der Horkheimer Weinberge fand man früher hie und da altes Gemäuer mit gegossenen Gypsböden, die unverkennbar römischen Ursprungs sind, und im vorigen Jahrhundert wurden aus einem Weinberg etwa 200 römische Münzen aus Erz und 100 aus Silber ausgegraben, die nebst Gefäßen aus feinem, fast zinnoberrothem Thone dem Herzog Carl nach Stuttgart zugeschickt worden sind.

Empfohlene Zitierweise:
Dr. Heinrich Titot: Beschreibung des Oberamts Heilbronn. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1865, Seite 155. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeilbronn_155.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)