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Schnitzwerk zu den Meisterschöpfungen, mit denen die nordische Kunst sich neben die gleichzeitige italienische stellen kann.)

Von Gemälden sind nur wenige sehenswerth, von Glasmalereien vom Jahr 1487 sind nur noch Bruchstücke vorhanden.

Grabmäler vom Jahr 1404 an bis in die neuere Zeit (1781 31. Dez. geschah die letzte Beerdigung in diese Kirche) sind auf dem Fußboden und an den Wänden zu sehen.

Mit Gypsstuck ist im Jahr 1579 und 1580 durch Gypser Conrad Wesner aus Stuttgart die Kanzel in sehr schlechtem Geschmack hergestellt, und die alten Säulenknäufe überschmiert worden.

Noch mehr verdarben bei Ulm und Austerlitz kriegsgefangene Östreicher und Russen, welche 1805 und 1806 in diese schöne Kirche zum großen Leidwesen der Heilbronner gesperrt worden sind, so daß viele Tage und Nächte Feuer in dem Gotteshause brannten und zwei Jahre lang kein Gottesdienst darinnen mehr abgehalten werden konnte.

Mit vielen Kosten mußten die Heilbronner ihre evangelische Hauptkirche wieder herstellen, vieles aber an Gemälden u. dgl. war auf immer verloren gegangen. 1841 und 1842 wurden 22 kleine häßliche Gebäude mit Feueressen und Lädchen, welche die Kirche verunstalteten, abgebrochen und derselben eine schönere Umfassung mit Brüstungen im Spitzbogenstyle und mit bequemen Treppen gegeben.

Eine weitere Zierde erhielt diese Kirche durch eine Orgel, welche Eberhard Friedr. Walker und Spaich zu Ludwigsburg geliefert haben, und welche mit der Empore, auf der sie stehet, mehr als 13.000 fl. gekostet hat. Sie wurde am 28. Nov. 1847 eingeweihet, enthält 3 Manuale und 1 Pedal, wodurch 50 Register mit 2079 metallenen und 810 hölzernen Pfeifen in Klang versetzt werden können. Die Höhe der Pfeifen ist 1/16 Fuß bis 32 Fuß, und die mit kegelförmigen Springventilen versehenen Windladen liefern 448 Cubikfuß Wind.

Auch das Glockengeläute dieser Kirche ist ausgezeichnet. Die meisten Glocken sind vor dem Jahr 1500 gegossen, so im Jahr 1479 von Bernhard Lachmann zu Heilbronn (dem Vater des Heilbronner Reformators) die Osanna-Glocke, 17 Centner schwer, und die mehr als 50 Centner schwere den vier Evangelisten geweihte größte Glocke, welche unten einen Durchmesser von 53/10 württemb. Schuhen hat.

Leider ist das Mittelschiff der Kirche (der Rest der alten Basilika) dadurch dunkel, weil ein einziges Dach alle drei Schiffe bedeckt,

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Titot: Beschreibung des Oberamts Heilbronn. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1865, Seite 170. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeilbronn_170.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)