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1861 und 1862 erhielt dieser Winterhafen noch zwei paralelle Arme, die 540 Fuß nach Westen hin sich erstrecken, und durch viele Schienen mit dem Bahnhofe verbunden sind.

Die Halle mit den Kanzleien des kgl. Oberzollamts und der Hallverwaltung 230 Fuß lang und 60 Fuß breit mit Ladschuppen wurde 1829 und 1830 an den Wilhelmskanal erbaut, 1845 ein Magazingebäude 102 Fuß lang und 44 Fuß breit, das 11.000 fl. kostete, der eiserne Krahnen dabei 4000 fl.

5) Der Eisenbahnhof wurde mit seinen Gebäuden 1847 und 1848 eingerichtet, und die regelmäßigen Fahrten von Bietigheim nach Heilbronn begannen am 25. Juli 1848. Der Güterverkehr seit 10. August 1848 nahm so zu, daß im Jahr 1850 am Wilhelmskanal ein großes Waarenmagazin und 1857 ein langer Schuppen erbaut werden mußte.

Schon 1849 wurde eine Wagen-Reparaturstätte errichtet, in der auch neue Wägen erbaut werden, insbesondere die Eisenbahnwägen des Königs.

6) Das kgl. Postamt hat seit 15. Okt. 1854 ein neues Gebäude am Bahnhof bezogen, in dem die Büreaus sind und der Postmeister wohnt; 1855/56 sind daneben ein Poststall und Wagenremisen erbaut worden.

Erst im Jahr 1650 war in Heilbronn ein Reichspostamt im Schönthalerhofe errichtet worden, früher mußten sechs Metzger Reitpferde und Reitknechte halten, welche Reisende (selbst Frauenzimmer) und Gepäcke in die nächsten Stationen förderten. 1803 war das Taxis’sche Postamt in das deutsche Haus, 1809 in das vormalige Kraichgau’sche Ritterarchiv verlegt worden, und seit 20. Mai 1849 besteht die kgl. württembergische Post.

7) Das Zuchtpolizeihaus für weibliche Gefangene ist im vormaligen Nonnenkloster zu St. Clara.

Dieses Kloster wurde zu Anfang des 14. Jahrhunderts von Flein hieher verlegt, war aber immer arm, die Gebäude sind daher einfach und unansehnlich. König Heinrich VII. ertheilte demselben 13. Aug. 1309 Steuerfreiheit; Güter erwarb das Kloster 1289 und 1291 zu Flein, 1330 in Nordheim, 1362 in Bökingen u. s. w. Die Kirchenreformation zu Heilbronn schmälerte die Einkünfte sehr, im Dez. 1631 verschenkte es König Gustav Adolph an die Stadt, die es aber im März 1634 wieder den Nonnen einräumen mußte. Ihre Beichtväter waren die Franziskaner in Heilbronn, nachher die Kapuziner in Neckarsulm. Sie hatten strenge Clausur, betrieben

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Titot: Beschreibung des Oberamts Heilbronn. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1865, Seite 177. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeilbronn_177.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)