Seite:OAHeilbronn 210.png

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brannte die Alt-Bökinger Kirche ein Blitzstrahl aus. Die Reste derselben wurden 1756 zum Waisenhausbaue verwendet.

Da Heilbronn nicht nur am floßreichen und damals nur bis hieher schiffbaren Neckar lag, sondern auch an zwei Haupthandelsstraßen Deutschlands, von Venedig und Genua über Ulm und Augsburg nach dem Niederrhein u. s. w., und von Prag über Nürnberg und Hall nach Speyer, Metz und Frankreich, so ward der Speditionshandel der Stadt ein sehr blühender, und der Handel in der Stadt selbst ward durch zwei Messen gefördert. König Rudolf hatte 1288 der Stadt erlaubt, einen dreiwöchigen Markt um Michaelis zu halten; Kaiser Ludwig gab ihr 5. Juni 1333 einen zweiten dreiwöchigen, mit denselben Rechten wie der Stadt Frankfurt, wozu später (16. Febr. 1487) noch durch Kaiser Friedrich IV. ein achttägiger Jahrmarkt hinzugekommen ist.

Es konnte nicht fehlen, daß die reichen Kaufleute und Handwerksleute, welche zumal durch ihre Geschäfte veranlaßt, sich auch sonst in fernen Ländern und in blühenden Republiken umgesehen hatten,[1] nicht länger dem Willen der Bürger (adelichen Geschlechter) unterworfen sein wollten, ohne selbst auch eine Stimme im Rathe zu haben.

Eine von China aus vorgedrungene Pest, der schwarze Tod genannt, raffte 1347 in Deutschland den zehnten Theil der Menschen hin, die Juden wurden in Heilbronn, wo bereits am 19. Okt. 1298 schon einige erschlagen worden waren, wie in anderen Städten der Vergiftung der Brunnen beschuldigt, verfolgt, erwürgt und verbrannt.[2]

Angeschlossen an ähnliche Bestrebungen in andern Städten verlangte in der Mitte des 14. Jahrhunderts der dritte Stand (Kaufleute und Handwerker), daß der Rath auch von Leuten aus seiner Mitte besetzt werde. Es entstanden blutige Unruhen. Vergebens gebot Kaiser Karl IV. in einer Urkunde d. d. Nürnberg, Lichtmeß 1361 den Heilbronnern, sich nicht wider den Rath zu setzen. Anfangs siegten die Geschlechter, nahmen Rache und ließen viele der Empörer hinrichten. Noch jetzt erinnert hieran der Namen „Kreuzacker“ (zwischen

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Heinrich Titot: Beschreibung des Oberamts Heilbronn. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1865, Seite 210. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeilbronn_210.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)
  1. Beispiele aus dem Gewerbsstand – geschickte Buchdrucker, welche sich im Auslande niederließen, sind Franz Renner 1471 ff., Joh. Lucilius Santritter 1480 ff., beide in Venedig.
  2. Im Jahr 1349 gab K. Karl Elisabeth, Engelhards von Hirschhorn Gemahlin und ihren Erben des reichen Nathans des Juden Haus zu Heilbronn. Urkunde in Darmstadt.