Seite:OAHeilbronn 219.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

deutschen Fürsten u. s. w. auch am Schlusse des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts hart empfinden, und auch zu den Kriegen gegen die Feinde des deutschen Reichs Leute und Geld hergeben.

Die Vertreibung des Herzogs Ulrich von Württemberg durch die Herzoge von Bayern und den schwäbischen Bund im Jahr 1519 brachte die Stadt in Kosten und in sehr unangenehme Verhältnisse. Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand, dem Ulrich die Vertheidigung seines Schlosses Möckmühl aufgetragen hatte, mußte dieses aus Mangel an Vorräthen an die Bündischen übergeben und er selbst wurde gefangen nach Heilbronn geführt. Obgleich die Stadt stets mit Freundschaft ihm zugethan war (sie hatte ihm z. B. 1517 2000 Gulden zum Ankauf des Hornbergs geliehen, 1518 auf seine Einladung etliche des Raths zu seiner Hochzeit mit einer Tochter Arnolds von Geyling zu Illesheim abgesandt), so wollten es eben die Räthe des Bundes, daß Berlichingen in Heilbronn verwahrt bleibe, bis er eine Urphede, sich ruhig zu verhalten schwöre. Er aber verlangte, unbedingt freigelassen zu werden, und weil der Heilbronner Rath ihm seine Freiheit gerne verwilligt hätte, so schickte die Bundesregierung, die ihren Sitz in Eßlingen hatte, den Stadtschreiber dieser Stadt, Gröninger, nach Heilbronn, damit dieser die weitere Prozedur gegen den Ritter vornehme. So kam es, daß Götz zu Pfingsten 1519 im viereckigten Thurm, dann mehrere Wochen in einer „lustigen“ Stube des damaligen Rathhauses verwahrt wurde und in der Herberge zur Krone, die einem Dietrich Wagemann gehört hat (den 1863 abgebrochenen Gasthof zu den drei Königen in der Kramstraße) zubringen mußte, bis er 1522 für die Landsknechte 2000 fl. Lösegeld bezahlte, seine Zehrung berichtigte, und allen Bundesverwandten Frieden gelobte.

Daß Götz selbst der Stadt, die genöthigt ward, ihn gefangen zu halten, deshalb nicht lange grollte, geht sattsam daraus hervor, daß er seinen Schwiegervater 1521 bei den Carmelitern zu Heilbronn begraben ließ (wo Arnold v. Gailings Ritterbild in Lebensgröße noch an der Kirchhofsmauer steht), daß er seine Selbstbiographie dem Heilbronner Bürgermeister Hans Hofmann gewidmet und seinen Brustharnisch dem Syndicus Stephan Feyerabend verehrt hat.

1523 hatte Heilbronn die letzte Fehde. Die Stadt mußte 3 Reiter und 54 Fußgänger zu einem Zuge gegen Thomas von Absberg stellen.

Die Kirchenreformation fand sehr frühe Eingang. Schon der

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Titot: Beschreibung des Oberamts Heilbronn. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1865, Seite 219. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeilbronn_219.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)