Seite:OAHeilbronn 225.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

zu Fortsetzung des Krieges beschlossen worden ist. Am 2. Mai reiste Oxenstierna, am 3. General Horn ab.

Am 27. Aug. 1634 wurden die Schweden und Herzog Bernhard von Weimar bei Nördlingen geschlagen. In Heilbronn war Oberst v. Schmidtberg Commandant. Um die Stadt in bessern Vertheidigungsstand zu setzen, ließ er die Gebäude auf dem Hefenweiler, die Ziegelhütte, das Gutleuthaus und sonst alles vor der Stadt demoliren. Der Herzog Bernhard sammelte noch 6000 Mann bei Heilbronn, führte sie nach Frankfurt und nur 1200 Schweden unter dem Obersten Senger blieben noch in Heilbronn. Kaiser Ferdinand rückte mit Heeresmacht heran, nahm sein Hauptquartier in Sontheim und beschoß von der Fleinerhöhe aus am 19. Sept. die Stadt, in der 100 Gebäude abbrannten, welcher Schaden 200.000 fl. betragen hat. Während die Schweden am 21. Sept. über den Neckar setzten, zog Ferdinand in die rauchende Stadt ein. Die Kaiserlichen plünderten, entwaffneten die Bürger, erhoben eine Brandschatzung von 45.000 fl., so daß sich der ganze Schaden auf 60.000 fl. belief. Das Hauptheer der Kaiserlichen zog zwar bald weiter, ließ aber 6 Compagnien Fußvolk als Besatzung zurück. Heilbronn mußte wieder dem Kaiser huldigen, und die schwere Hand der Sieger fühlen. Noch ärger hauseten die Kaiserlichen in den Dörfern. Viele von diesen wurden verwüstet, die Einwohner flüchteten nach Heilbronn, wo sie in Kellern und Ställen wohnten und glücklich waren, wenn sie sich in einer Herbstbütte noch ein Lager aus Moos und Stroh machen konnten. Die Soldaten nahmen viele Lebensmittel hinweg, die Bauern konnten die Äcker nicht mehr bestellen, die Hausthiere starben vor Hunger und bald auch die Menschen, welche schlechte Nahrungsmittel zu sich nahmen. Die Schinder erlösten für crepirte Thiere Summen, die man einige Jahre zuvor nur für die besten Schlachtthiere bezahlt hatte. So kam im Jahr 1635 die Pest, die allein in Heilbronn 1500 Menschen wegraffte, an manchem Tage 40 bis 50 Personen. Selbst der Kaiser, der am 26. Juni in Heilbronn angekommen war, flüchtete am 12. Aug. sich aus der verpesteten Stadt nach Hornegg, von da nach Heuchlingen und endlich nach Ellwangen.

Die Gegend wurde menschenleer, Rudel von Wölfen rannten umher und zerrissen Menschen und Thiere.

1643 als das französisch-weimar’sche Heer unter Marschall Guebriant Laufen besetzt hatte, rückten die Bayern unter Mercy und Joh. v. Werth von Hall her, besetzten 18./28. Jan. 1644 Heilbronn

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Titot: Beschreibung des Oberamts Heilbronn. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1865, Seite 225. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeilbronn_225.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)