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macht der Landmann jedoch im nahen Heilbronn. Fabriken gibt es nur in Neckargartach; viele Fabrikarbeiter aber, welche in Heilbronn beschäftigt sind, wohnen in den der Oberamtsstadt nahe liegenden Orten, was leider auch auf die Sittlichkeit derselben keinen guten Einfluß hat. Handel wird nur in Böckingen, Flein, Sontheim und Großgartach getrieben, Krämer aber finden sich in jedem Orte mehrere. Es gibt wenig Hausirer, die Sammler von Lumpen und Knochen für die Heilbronner Fabriken ausgenommen. Der Wald beschäftigt einige Einwohner der Orte, welche Wälder besitzen, nur nebenher; aber in Gruppenbach, Happenbach und Donnbronn leben manche Einwohner von ihrer Beschäftigung als Holzmacher in den Waldungen des Staates und der Stadt, und vom Steinbrechen in den städtischen Steinbrüchen. Fischer gibt es nur in den Neckarorten. Die meisten Orte haben Bachmühlen, nur in Bökingen, Flein, Horkheim und Untereisesheim sind keine. Die zwei zuerst genannten Orte waren in die Stadtmühlen gebannt, was aber in den 1820ger Jahren aufgehört hat.

Bedeutenden Weinbau haben Großgartach, Flein und Sontheim, einigen Gruppenbach, Abstatt, Thalheim und Horkheim, unbedeutenden Böckingen und Neckargartach.

Die Feldgüter, welche im Neckarthal liegen, haben Löß zum Untergrund, also einen tiefgründigen Boden und durch mehr als tausendjährigen Anbau einen großen Reichthum an Humus, wozu auch die häufigen Lager großer Armeen vieles beigetragen haben. So schrieb der Heilbronner Feldmesser J. Leonh. Weingand in seine Chronik: An der Sontheimer Gränze habe sein Vater 3 Viertelmorgen mit Dinkel eingesät gehabt, als 1734 2 Monate lang viele Artilleriepferde darauf gestellt worden. „Die Bestreuungshaufen wurden 8 Schuh hoch die ganze Ackerläng. Da haben wir 16 Wagen davon in unsere Weingärt geführt und 16 verkauft. Den übrigen Dung haben wir ausgebreitet, 3 Schuh hoch, und bekamen zuerst 7 Wagen Rüben, so groß wie Invel (Viertelsimri). Der Dinkel im zweiten Jahr gab viel Stroh, aber manche Garbe keine Handvoll Ähren. Hernach wurde 12 Jahr lang Einkorn gesät, das wurde 8 Schuhe hoch; der Acker war später sehr fruchtbar und mußte erst wieder im Jahre 1793 (nach 59 Jahren) gebessert werden.“

Wie frühe schon hier der Ackerbau rationell betrieben worden ist, zeigt eine Urkunde des Heilbronner Spitals von 1405, nach welcher Güter zu Böckingen mit der Bedingung hingeliehen worden

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Heinrich Titot: Beschreibung des Oberamts Heilbronn. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1865, Seite 247. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeilbronn_247.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)