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folgten ihnen und überschritten ebenfalls die Württembergische Gränze, sie aus ihren Quartieren verjagend. Aus Fürfeld konnten sich die Offiziere noch nach Treschklingen flüchten, aber der Oberst von Hinkeldei fiel in Babstadt den Wüthenden in die Hände.

In Bonfeld hatten die Offiziere in den zwei Schlössern der Gutsherren gute Quartiere gefunden, als auch in diesen Ort die Badischen Freischaaren einrückten und mit Musketen, Säbeln und Heugabeln alles durchstöberten. Der Badische Artilleriehauptmann von Grosmann, ein vorzüglicher Soldat und Vater mehrerer Kinder, wollte die Schmach, daß die treugebliebenen Soldaten ein solch trauriges Ende nehmen sollten, nicht überleben. Er gab sich im Bonfelder Schloßgarten den Tod durch einen Pistolenschuß, und den Kannibalen machte es Vergnügen, mit Bajonetten und Heugabeln in seinem Leichnam herumzuwühlen.

Indessen war die Nachricht von solchen Auftritten nach Heilbronn gekommen; die republikanisch gesinnte Parthei der Oberamtsstadt machte sich auf, um an den badischen Soldaten ihren Muth zu kühlen; glücklicherweise bewog dieß aber den größeren Theil der Heilbronner, die gut gesinnt waren, die Hitzköpfe und Übelgesinnten nicht allein marschiren zu lassen. Der Commandant der Bürgerwehr, Waldinspector Bernh. Nikel, rückte daher mit Reitern, Scharfschützen, Feuerwehr und anderer Bürgerwehr aus, theilte sein Corps in zwei Theile und besetzte Fürfeld und Bonfeld. Es war die höchste Zeit, daß die Heilbronner eintrafen, und mit ihnen ein Königlich Württembergischer Regierungs-Commissär aus Stuttgart. Den Brutalitäten der Badischen Freischärler ward dadurch doch ein Ende gemacht. Die Württemberger konnten es zwar nicht hindern, daß die Freischärler die Kanonen und andere Waffen ins Badische mit nahmen, auch die meisten Soldaten; aber die Badischen Offiziere begaben sich in den Schutz der Heilbronner, und von Heilbronn aus nach Ludwigsburg. Der Tumult war in Bonfeld gräßlich, das Gehetze, welchem die Offiziere einige Zeit lang bei Tag und Nacht ausgesetzt waren, die Abspannung und das traurige Ende des Hauptmanns von Grosmann hatte die Offiziere der Verzweiflung nahe gebracht.

Die Kirche und der Kirchthurm zu Bonfeld wurden im Jahre 1774 neu erbaut. Jene, 1855 innen geschmackvoll restaurirt, liegt auf einem Hügel mitten im Dorf und hebt sich namentlich von der Südseite sehr freundlich heraus. In neuester Zeit erhielt die Kirche eine gute Orgel.

Die Freiherren von Gemmingen bewohnen zwei im Mansardstyle

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Heinrich Titot: Beschreibung des Oberamts Heilbronn. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1865, Seite 278. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeilbronn_278.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)