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Kirchhauser drangen unter Anführung eines krummbeinigten Schreibers bis zum Kirchharder Wald vor, ergriffen aber die Flucht, als sie Soldaten sahen. Es waren Östreicher, die sie in der Ferne für Feinde hielten. General Ney traf am Tage nach der Heimkehr der Bauern bei Kirchhausen ein, ließ auf der Warte Kanonen aufführen, und mehrere Kanonenkugeln über den Ort hin pfeifen. Eine Deputation der Ortsvorstände bat den General um Gnade, die er ihnen auch zürnend über den Commenthur, der die Bauern verhetzt habe, ertheilte, worauf er einige Stunden im Schlosse ausruhte, während seine Soldaten nach Heilbronn marschirten.

1832 kaufte die Gemeinde die Schäferei vom Staate um 17.000 fl. und den Hausener Wald, 1833 das Schloß, welches nach Auflösung des Oberamts im Kauf durch mehrere Privathände gegangen war, um 6500 fl. Für die Schäferei zahlt ein Beständer, der 500 Schaafe hält, 1200 fl. jährlich.

Bis zur Ablösung hatte der Staat den Zehnten aller Art auf der ganzen Markung, mit Ausnahme der zur Pfarrei Kirchhausen gehörigen Besoldungsäcker und der zehntfreien Güter des Biberacher Wittumshofs.

Das Wappen von Kirchhausen ist eine Pflugschaar und die Buchstaben K. H.


Neckargartach,
Pfarrdorf (seit 1842) II. Classe, mit 1511 evangelischen, 4 katholischen Einwohnern (letztere Filialisten von Heilbronn), und 15 Einwohner eig. Confession.

Wappen zwei Schlüssel in Form eines Andreaskreuzes übereinander gelegt (die Schlüssel St. Petri wie im Wormser Wappen).

Dieses Pfarrdorf liegt reizend am Neckar, wo der Leinbach (vormals Gartach) ausmündet. An der Westseite des Dorfes zog die Römerstraße hin (von Böckingen nach Wimpfen). 1830 wurden beim Graben eines Hausgrundes eine römische Grablampe und Thon- und Glasscherben römischer Gefäße entdeckt.

Nicht ist zu ermitteln, wie oft das jetzige Neckargartach gemeint ist bei dem häufigen Vorkommen des Namens Gartach im Kloster Lorscher Schenkungsbuch, welches seit den 760er Jahren Besitzungen in einem Gartach erhielt.

Die erste, in Originalaufzeichnung erhaltene Nennung des ganzen Namens ist von 1161, in welcher Kaiser Friedrich I. dem Kloster Odenheim Besitzungen in Negger Gardaha unter anderen bestätigte

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Titot: Beschreibung des Oberamts Heilbronn. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1865, Seite 315. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeilbronn_315.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)