Seite:OAHeilbronn 317.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Ketten an Bäume gebunden, und durch angezündete Holzstöße gebraten, bis sie todt niederfielen.

1622 brachte die Schlacht bei Wimpfen unsägliche Drangsale über Neckargartach. General Tilly’s Bayern und Don Gonzalo Fernando de Cordoba’s Spanier schlugen am 26. April bis 6. Mai den Markgrafen Fried. von Baden in die Flucht. Was fliehen konnte, eilte Heilbronn und Weinsberg zu. Als der Silberwagen des Markgrafen vor Neckargartach kam und man das Thor öffnen wollte, wurde der Schlüssel verdreht, so daß man mit der Axt öffnen mußte. So entstand ein Aufenthalt. Bayerische Reiter erreichten im Dorfe die Fliehenden, es kam zum Handgemenge, mehrere Wagen wurden verbrannt und viele Bauern flohen nach Heilbronn und Laufen. Am folgenden Tage fielen die Spanier haufenweise in das Dorf ein, Don Cordoba nahm sein Quartier in der äußeren Mühle und die Wohnung wurde ausgeplündert, Morgens zwischen 8 und 9 Uhr wurden zwei Scheuern beim Rathhause in Brand gesteckt, die Feuersbrunst dauerte bis den anderen Morgen um 4 Uhr und Nachmittags 1 Uhr begann sie wieder. Die Spanier warfen Brände auf Strohdächer, bis 181 Wohnhäuser, 119 Scheuern und 219 große Hütten und Stallungen in Asche lagen. Nur die Kirche, das Pfarrhaus, das Schul-, Thor-, ein Schmiedhaus und die Mühle blieben verschont. Die Spanier erbeuteten allein an Victualien 1137 Malter Dinkel, 105 Malter Korn, 205 Malter Haber, 25 Malter Erbsen, 17 Malter Leinsamen, 131 Fuder Wein, 153 Kühe, 99 Kälber, 31 Pferde, 27 Schaafe, 124 Schweine, 600 Gänse und 4000 Hühner, so daß der ganze Schaden auf 2 Tonnen Goldes geschätzt worden ist. Bauern, die löschen wollten, wurden niedergestoßen und zu Tode gemartert. An Frauen und Mägdlein, deren Namen noch im Heilbronner Archiv zu lesen sind, verübten die Spanier Schändlichkeiten, stellten sie dann auf die Köpfe und zerspalteten sie in zwei Hälften.

Württemberg gab nach dem Heilbronner Rathsprotokoll vom 22. Februar 1625 3388 fl. Brandsteuer.

Im weiteren Verlaufe des 30jährigen Kriegs wurde Neckargartach so wenig als die benachbarten Orte verschont. Er brachte durch Plünderung und Einquartierung, Theuerung und Pest auch diesem Dorfe großen Schaden.

1664 23. Februar kam Nachmittags durch Melchior Pfau’s Backofen ein Feuer aus, das, von Wind getrieben, in drei Stunden 21 Häuser und Scheuern in Asche legte.

Kaum hatte sich der Ort wieder etwas erholt, als Kriege mit

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Titot: Beschreibung des Oberamts Heilbronn. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1865, Seite 317. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeilbronn_317.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)