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1803 fiel Neckargartach mit der Reichsstadt Heilbronn Württemberg zu, und kam zum Oberamtsbezirke Heilbronn.

Nach so großen Verheerungen, welche in den Jahren 1622 und 1675 dieses durch Ackerbau und Viehzucht wohlhabende Dorf erlitten hat, ist aus dem Mittelalter nichts weiter, als der Kirchthurm übrig, welcher Fenster mit Spitzbogen hat und in seinem Erdgeschoß einen Hochaltar birgt, welcher sehenswerthe Schnitzwerke und meistens gut erhaltene Gemälde hat, wahrscheinlich aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts.

Die Predella enthält die Brustbilder der vier lateinischen Kirchenväter. Im Altarschrein steht in der Mitte die lebensgroße Bildsäule des h. Petrus und daneben die des Apostels Paulus mit dem Schwerte und die Johannis des Täufers.

Das Innere der Flügelthüren enthält 4 Gemälde, Saul mit seinem Pferde durch einen Blitz dahingestreckt; Petri Fischzug, dessen Flucht in einem Korbe aus einem Thurme, und eine Todten-Erweckung darstellend. Über den Bildsäulen stellen Gemälde Märtyrer dar: Petrus am Kreuze, St. Veit in Öl gesotten, eine Enthauptung, eine Heilige, die ihre Hände verbrennen muß, einen Hirten mit Hund und Schafen. Auf der Rückseite des Altarschreins ist das Schweißtuch mit Christi Haupt von Engeln gehalten gemalt.

Im Jahre 1603 wurden in die südliche Seite des Thurms ein Eingang zur Kirche und Fenster neu eingesetzt, auch die Kanzel im Renaissancestyl mit Schnitzwerken versehen, 1766 und 1767 aber die jetzige Kirche an die Stelle der alten in dem Rococostyl der damaligen Zeit neu erbaut, und im innern mit Orgel und mit den Abbildungen Christi und seiner Apostel an den Emporkirchen versehen.

Die Kirche in Neckargartach mit einem Marienaltar war dem h. Petrus geweiht und der Commenthur in Heilbronn besaß den Zehnten und das Patronatrecht. Im Jahre 1521 wurde die St. Albanskirche in Frankenbach, bisher Tochterkirche der Neckargartacher Kirche, von dieser getrennt. Ums Jahr 1539 führte der Rath zu Heilbronn die lutherische Lehre in Neckargartach ein, trotz des Widerspruchs des Commenthurs. Nach dem Heilbronner Rathsprotokoll vom September 1615 mußte der Pfarrer damals auch die Schule halten, weswegen der bereits ernannte Mag. Joh. Müller sich wieder bedankte, „weil er vernommen, daß er auch Schuel halten müße, er sei dazu nit tauglich, er könne nit theutsch schreiben.“ Der Commenthur machte stets von seinem Patronatrechte Gebrauch.

Als 1724

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Heinrich Titot: Beschreibung des Oberamts Heilbronn. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1865, Seite 322. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeilbronn_322.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)