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Die Markung ist nach der Münsinger die größte im Oberamt, das Feld aber ist ziemlich undankbar, der Ort hat überdieß häufig Wetterschlag, in den letzten 14 Jahren wurde er nicht weniger als 12 Mal davon betroffen, s. o. S. 50. Winters wird viel gesponnen, Männer und Weiber, Knechte und Mägde spinnen.

Der Gemeindezustand ist durch Steuer und andere Rückstände in eine bedrängte Lage gerathen. Doch sind eine treffliche Schafweide, welche gegenwärtig jährlich 1100 fl. Pacht abwirft, und schöne Wälder Hülfsmittel, die, bey einer kräftigen Verwaltung, baldiges Aufkommen begründen.

Der Ort hat 2 Schulen, eine evangelische und eine katholische, auf deren Vereinigung jüngst beyde Confessionen bey der Behörde angetragen haben. Die Verschiedenheit der Religion rührt, wie zu Magolsheim, von den verschiedenen Herrschaften her; was Würtemberg erwarb, wurde auch nach dem alten Territorialgrundsatz: cujus est regio, ejus est religio, reformirt. Die evangelischen Einwohner waren anfänglich der Gemeinde Sontheim, von 1596 an der Gemeinde Feldstetten zugetheilt, i. J. 1603 erhielten sie endlich einen eigenen Pfarrer, und diesem wurde jetzt zugleich auch die Pfarrey Magolsheim übertragen. Zur Wohnung wurde dem Pfarrer „des Junkers Gaisberger“ Behausung angewiesen.

Vormals hieß Enabeuren ein Freyflecken, eine Benennung, die sich verschieden deuten läßt, hier aber wahrscheinlich eine frühe Befreyung von öffentlicher, d. h. fremder Beamtengewalt, namentlich in Beziehung auf Gerichtsbarkeit bedeutete; denn der Ort hat seinen eigenen Stock und Galgen. Der Besitz des Fleckens war von frühen Zeiten her sehr getheilt, bis er endlich in zwey Theilen sich bey Würtemberg und Fürstenberg unter gemeinschaftlicher Hoheit vereinigte. Güter und grundherrliche Rechte besaß neben ihnen das Kloster Urspring, und bis zum Vergleich mit Würtemberg von 1750 auch Zwiefalten.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Münsingen. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1825, Seite 144. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAM%C3%BCnsingen144.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)