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auch eine Industrie-Anstalt für Strohgeflechte, Stricken, Nähen etc. Der Irrenanstalt und der Almosenpflege ist oben S. 97 schon näher erwähnt worden. Neuerlich ist in Zwiefalten auch eine Beschälplatte errichtet. Zu den Merkwürdigkeiten von Zwiefalten gehören auch der jetzt in eine Gartenmauer bey der Cameralverwaltung eingemauerte Römische Altar, und die Kesselquelle. S. 17 u. 39.

Die Geschichte von Zwiefalten, so weit sie aus rohen Materialien, theils Chroniken, theils Archival-Acten sich erheben läßt, ist folgende. Das Kloster wurde i. J. 1089 von den Brüdern Cuno und Luithold, Grafen von Achalm, gestiftet. Auf der Stelle des Klosters stand vorher das den Grafen zugehörige Dorf Zwiefalten, das von Niederzwiefalten, jetzt Zwiefaltendorf genannt, zu unterscheiden ist. Es hatte seine eigene Pfarrkirche, in welche nicht weniger als 16, jetzt meist verschwundene Örtchen gehörten. S. 19. Bey dem Dorfe befand sich auch ein Schloß. Die Mutter der beyden Stifter von Zwiefalten bewirthete auf demselben i. J. 1051 ihren Vetter, den Papst Leo IX., als er zu der Familie seiner Schwester nach Calw reiste, und wurde von ihm mit seinem Leibgürtel beschenkt. Die Burg stand noch i. J. 1311, als Eigenthum der Grafen von Würtemberg. Denn in diesem Jahre wurde sie für den durch K. Heinrich VI. angegriffenen Grafen Eberhard mit dessen Einverständniß von den Grafen von Schelklingen besetzt.[1] Sie war ohne Zweifel von den Grafen von Achalm auf Würtemberg gekommen. Jetzt kennt man ihre Stelle nicht mehr. Die beyden Stifter hatten anfänglich den Ort Altenburg am Neckar, in der Nähe ihres Stammsitzes zur Erbauung des Klosters auserlesen, verließen aber denselben wieder wegen Mangel an Wasser, und wählten Zwiefalten.[2] Das Werk wurde rasch ausgeführt; um den neuen Ordensbrüdern Platz zu machen, mußten die Einwohner des Orts auswandern,


  1. Sattler Grafen I. 70.
  2. Sulger I. C. I. 13 und Ortlieb in Hess. Monum. Guelf. II. 271.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Münsingen. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1825, Seite 222. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAM%C3%BCnsingen222.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)