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der Verkauf des Flachses auf dem Stengel schon seit einiger Zeit in Übung.

Unter den Futterkräutern spielt der rothe Klee, der überall fleißig gebaut wird, die Hauptrolle; übrigens wird auch die Luzerne, besonders in ausgereuteten Weinbergen, seltener die Esparsette, gebaut.[1] Auch ein Gemisch von Wicken, Haber, Erbsen und Ackerbohnen wird häufig gepflanzt; dagegen findet der Anbau von Futterroggen seltener und nur in futterarmen Jahren statt. Zum Dörren des Klees und Wickhabers sind in Nürtingen und Unter-Boihingen Heinzen im Gebrauch.

An Handelsgewächsen wird außer Reps, den man bloß auf den Pachtgütern Tachenhausen und Hammetweil und in einigen Neckarorten trifft, nicht viel gebaut, da bei dem geringen Grundbesitz des Einzelnen nach Anbau der nöthigen Brodfrüchte und Futterkräuter kein Feld mehr übrig bleibt und, wie schon erwähnt, die Weinberge und Obstgüter allen entbehrlichen Dünger in Anspruch nehmen.[2]

Die Bespannung des Pflugs geschieht in der Regel mit Ochsen, bei den kleineren Grundbesitzern mit Kühen, theils mit Doppel-, meistens aber mit Halb-Jochen, welche immer mehr Eingang finden. Pferde sind seltener im Gebrauche. – In der Regel genügt Ein Gespann am Pfluge; nur bei schwereren Böden und da, wo der gewöhnliche Landpflug noch im Gebrauche ist, werden 2 Paar Ochsen oder Stiere vorgespannt.

  1. Die Einführung des Esperanbaues und mancher Culturverbesserungen in dieser Gegend, ist den Bemühungen des verdienstvollen Pfarrers Steeb in Grabenstetten (1742–1799) zu danken.  M.
  2. Mit dem Anbau von ägyptischem Korn und Talaveraweizen wurden 1833 durch Herrn Oberamtsthierarzt Dorn gelungene Versuche gemacht. (Corresp.-Bl. des landw. Vereins 1833, II. 150.) Rauhkarden begann 1831 Hirschwirth Notter in Ober-Ensingen anzubauen, wovon 1836 der Erfolg durch Nachahmung in dieser unbemittelten Gemeinde so günstig war. daß in demselben Jahre ein Erlös von 800 fl. erzielt wurde, (Ebend. 1837, I. 44, II. 188.) Der Anbau findet noch in diesem Orte statt und fand auch in der Oberamtsstadt Nachahmung.   M.
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August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Nürtingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1848, Seite 062. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAN%C3%BCrtingen_062.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)