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Eine wahrscheinliche Römerstraße zieht sich unter dem Namen Hochstraße südlich vom Orte hin.

An Württemberg ist Grafenberg mit Neuffen im Jahr 1301 gekommen.[1]


10. Groß-Bettlingen,

evangelisches Pfarrdorf, Gemeinde III. Cl. mit 687 Einwohnern (darunter 1 Katholik), 13/8 Stunde südsüdwestlich von Nürtingen. Die Markung Groß-Bettlingen ist sehr uneben und hügelig, von dem Authmuth-Thal und dessen Seitenthälchen und Nebeneinschnitten durchfurcht; der Boden gehört zu den weniger ergiebigen; schwer, mit vorherrschendem Lehm, ist er mehr für Dinkel und Haber, besonders für letzteren, weniger für Gerste gedeihlich. Bei der Bodenbeschaffenheit und unebenen Lage der Felder ist der Bau beschwerlich, für welchen durch sorgfältigere Zurathhaltung der Besserungsmittel noch mehr geschehen könnte. Die Ausdehnung des Feldbaues steht übrigens zu der Bewohnerzahl in einem minder ungünstigen Verhältniß als in Grafenberg, Frickenhausen etc. Es gibt einzelne sehr geringe, dabei schwer belastete Güter, die fast nichts werth sind, doch steigen die Preise der bessern Äcker bis auf 600 fl. Unter den verschiedenen Erzeugnissen ist der Hanf zu nennen, der viel und gut gebaut wird. Der nicht selten Überschwemmungen ausgesetzte Wiesgrund ist sehr gut und ergiebig; Wiesenpreise 150, 300–600 fl. Der Weinbau ist in jeder Hinsicht ziemlich gering, die Obstzucht dagegen ausgedehnt, im Zunehmen begriffen und von der Gemeindeverwaltung mit Aufmerksamkeit gepflegt. Der Zustand der Rindviehzucht kann blühend genannt werden; verhältnißmäßig werden viel Stiere gehalten, da der Pflug gewöhnlich mit zwei Paaren bespannt werden muß. Die Schweinezucht ist die stärkste im Oberamt und ein namhafter Erwerbszweig. Die Schafzucht (Landschafe und Bastarde), anderwärts im Abnehmen, wird von einzelnen hiesigen Bürgern in etwas größerer Ausdehnung als früher betrieben; der Weidepacht erträgt der Gemeinde 400 fl.

Der Wohlstand der Einwohner ist ein mittlerer und ziemlich

  1. Dem Kellerei-Lagerbuch von 1526 gemäß stand das Patronat der Herrschaft und aller Zehnte der Pfarrei zu. Caspar von Schlatt verkauft 1431 etliche Gülten dahier an Ulrich Schilling, Bürger zu Nürtingen. Nach einem Berichte von 1535 war kurz zuvor in dem Burgberg nach Steinen gegraben worden, wobei sich ergeben, daß die Burg verbrannt worden seyn müsse.
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August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Nürtingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1848, Seite 158. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAN%C3%BCrtingen_158.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)