Seite:OANürtingen 172.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Wasch- und Back-Haus. – Der Groß- und Wein-Zehnte steht dem Staat, der kleine und Heu-Zehnte der Pfarrei zu.

Kohlberg hat eine wunderschöne, hohe und freie Lage, sehr gesunde Luft, vortreffliches und reichliches Quellwasser vom Gebirge herab, und ein von Außen und Innen, besonders in der Nähe der Kirche und des Rathhauses, gutes und freundliches Aussehen, namentlich eine wohlgehaltene Hauptstraße durch den Ort. Die ungefähr in der Mitte des Dorfs stehende Kirche ist 1768 erbaut, freundlich und hell. Eigenthumsrecht und Baulast steht der Commune mit Concurrenz des Heiligen zu. Der Begräbnißplatz liegt am Ende des Orts an der Straße nach Dettingen. Das alte, aber geräumige Pfarrhaus steht hinter der Kirche und ist Eigenthum des Staats; der Kirche gegenüber das stattliche, 1831 von der Gemeinde neu erbaute Schulhaus. Das Rathhaus ist zwar alt, hat aber ein erneuertes und besseres Aussehen erhalten.

Allhier erhielt das Kl. Zwiefalten durch die Mildthätigkeit Graf Cunos von Achalm ansehnliche Güter, welche die Mönche nach Ausreutung der Wälder zu einer fruchtbaren Obst- und Wein-Gegend umzuschaffen verstanden;[1] sie erbauten daselbst eine Kirche zu Ehren der zwölf Apostel, bald darauf auch des h. Erzengels Michael, des h. Nikolaus und des h. Benedikts. Unter dem J. 1102 wird in den Zwiefalter Jahrbüchern erwähnt, daß damals die hiesige St. Nikolaikirche geweiht worden sey (Hess Mon. Guelf. 219). Abt Ulrich von Zwiefalten († 1127) erbaute hier eine Wohnung für etliche Mönche und eine Anzahl Laienbrüder, welche die Güter bauen sollten, und gab ihnen zum Vorsteher einen Propst.[2] Der Bezirk war in Vorder-, Mittel- und Hinter-Kohlberg getheilt. Dieser Besitz wird immer namentlich aufgeführt in den Schutzbriefen, welche sich das Kloster von den deutschen Königen, seinen Schirmherren, wie von K. Albrecht im J. 1301, Jan. 18, K. Friedrich dem Schönen i. J. 1317, Jan. 22, K. Karl IV. i. J. 1360, Sept. 22, verschaffte.

Auch das Reich hatte in Kohlberg einen Hof, welcher übrigens öfters verpfändet wurde. Als i. J. 1301 Konrad von Weinsberg

  1. Cholberg quae terra similis est terrae repromissionis, terra fructifera et fertilis vini...hic est mons et collis, de quo multi testantur, quod pene in omni romano imperio tantis usibus aptam nullam vidissent areolam. Ortlieb von Zwiefalten, schrieb 1135, Hess. Mon. Guelf. 175, woraus auch das Folgende. Vergl. Berthold von Zwiefalten, Hdschr. der k. öff. Bibl. Hist. Fol. Nro. 430. S. 26, 27, wo mehrere Schenkungen in Kohlberg erwähnt sind.
  2. Bertoldus prepositus in Colberg. Necrol. Zwif. 246.
Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Nürtingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1848, Seite 172. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAN%C3%BCrtingen_172.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)