Seite:OANürtingen 200.png

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untern Festungsthor 5/8 Stunden. Wir überheben uns einer Beschreibung der einzelnen Theile, deren Bestimmung theilweise noch wohl erkannt werden kann, der bedeckten Gänge, der Kasematten des Zeughauses (das ehemals als besonders merkwürdig gerühmt wurde), der Gefängnisse (unter welchen noch jetzt der Kerker des Juden Süß gezeigt wird) etc. und machen nur auf einen, südöstlich gegen die Alp gekehrten Thurm aufmerksam, der ovalrund, durch Bauart und Aussehen von den übrigen Bauwerken der Festung sich auffallend unterscheidet und älter zu seyn scheint. Er ist zierlicher und sorgfältiger aufgeführt und mit Verputz überzogen, während das übrige Gemäuer die nackten Bausteine zeigt. Unter den Standpunkten, die eine unvergleichliche Aussicht über alles Land hinweg bis nach dem Odenwald und Schwarzwald gewähren, empfehlen wir besonders das ehemalige Commandantengärtchen.

Die völlige Ausrüstung einer Festung gaben der Burg die Herzoge Ulrich und Christoph; noch Herzog Karl Alexander hatte durch den Ingenieur Herbort eine neue Befestigung unternommen. Im Jahr 1802 sind die Festungswerke abgetragen worden. Der letzte Commandant war ein Freiherr von Stetten. Der Raum der ehemaligen Festung ist Staatsdomäne und die Grasplätze an und innerhalb derselben sind seit 1843 um jährlich 60 fl. an die Inhaber des Fohlenhofs zur Schafweide verliehen worden.


Geschichtliches über Neuffen überhaupt.

Der am frühesten genannte Schultheiß von Neuffen ist Albertus scultetus de Nifen in einer Archivalurkunde von 1284 August 31. Eine in Neuffen angesessene Adelsfamilie waren die Schillinge, späterhin zugenannt von Canstatt; im Jahr 1353 erscheint Heinrich Schilling Edelknecht der Herrschaft Neuffen (württ. Archivalurk.).

Von den Herren von Neuffen (s. hienach) kam die Stadt und Gebiet im Jahr 1284 an Konrad von Weinsberg und von diesem im Jahr 1301 an Württemberg (vergl. weiter unten). In der Bedrängniß, in welche Graf Eberhard der Erlauchte im Jahr 1312 gerieth, ging er auch der Stadt Neuffen, welche sich an Eßlingen und das Reich ergab, auf ein paar Jahre verlustig (Capitulation der Stadt Neuffen von 1312 Juli 31. bei Sattler Grafen I. Beil. Nro. 44), während jedoch die Burg Neuffen in württembergischen Händen verblieb.

Im Jahr 1361 December 3. bei der Theilung zwischen den Grafen Eberhard dem Greiner und Ulrich Gebrüdern fiel jenem unter anderem Neuffen zu (Sattler Grafen I. 180); als die Brüder die Lande wieder zusammen warfen, ersah sich Ulrich die Burg

Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Nürtingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1848, Seite 200. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAN%C3%BCrtingen_200.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)