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(Binder 732, Günzler, Nürtinger Spital, S. 65). Der Hospital dotirte in dem genannten Jahr eine eigene Pfarrstelle und richtete eine Pfarrwohnung ein, wie derselbe noch jetzt Eigenthümer des Pfarrhauses ist. Das Patronat aber ist 1811 an den Landesherrn übergegangen. Der Begräbnißplatz umgibt die Kirche. Das Rathhaus ist alt, das Schulhaus aber neu und schön gelegen. In der Schule, an welcher ein Lehrer und ein Gehülfe unterrichten, sind bis jetzt noch die Kinder von Hardt gewiesen. Eine steinerne Brücke führt über die Aich.

Ober-Ensingen hatte zwei Schlößchen, das sogenannte äußere, gegen Nürtingen und das innere. Jenes war früher in den Händen verschiedener adeliger Besitzer (im 17ten Jahrhundert der Herren von Gaisberg), wurde aber vor ungefähr 30 Jahren in ein angenehm gelegenes Privatwohnhaus mit Garten umgeschaffen. Das innere Schlößchen steht am nordöstlichen Ende des Ortes in einem ziemlich großen Garten mit einer schönen Aussicht gegen Nürtingen. Es gehörte den Herren von Neuhausen, und wurde 1640 an Michael von Grün, Obervogt in Kirchheim, verkauft, von welchem es in verschiedene andere Hände kam. Längere Zeit war es Privatgut des Herzogs Karl. Bis unlängst war es im Besitz den nun verstorbenen Freiherrn Heyer von Rosenfeld. 1558 hatte es laut einer im Schloß befindlichen Inschrift Wilhelm von Neuhausen wieder aufbauen lassen.

Ganz untergegangen aber ist die alte Burg, die ihre Stelle auf der Nordseite über dem Orte hatte, wo noch jetzt die Burggärten daran erinnern. Östlich daneben stand eine Capelle.

Über diese nördlich vom Dorf gelegene Höhe zog sich die Römerstraße nach Köngen, weiterhin gegen Unter-Ensingen unter dem Namen „der grasige Weg“ verfolgbar. In den Steinbrüchen, wo er vorüberführt, fand man Münzen, Thongefäße und Holzkohlen in Grabkammern, auch angeblich einen Mammuthsknochen. (Mittheilung des Herrn Hofdomänenrath v. Gok.)

Ob Adalbertus de Ensingen, welcher mit seiner Gemahlin Adelheid um 1160 für eine lebenslängliche Präbende Kloster Hirschau mit 52 Mark Silbers beschenkt (Cod. Hirsaug. S. 93, ed. Stuttg.), nach Ober-, Unter-Ensingen oder nach Ensingen, OA. Vaihingen gehöre, bleibt zweifelhaft.

Im Jahr 1438 verkaufen Hans und Ulrich v. Sperberseck Gebrüder Burgstall und Dorf Ober-Ensingen mit Zugehör, Vogtei und Vogtrecht für 3000 fl. in Gold der Gräfin Henriette von Württemberg, welche zu Nürtingen ihren Wittwensitz hatte; diese gibt diesen Besitz ihrer Tochter, Gräfin von Katzenellenbogen auf Lebensdauer. Unter Herzog Christoph bekam Wilhelm von Newhausen, Hofrichter, den

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August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Nürtingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1848, Seite 211. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAN%C3%BCrtingen_211.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)