Seite:OARottenburg 030.png

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um ihre Lenden ein Tuch leicht geworfen, das sich schwebend zu einer Verzierung, welche die Figur hält, empor hebt, und gleichfalls in eine Lotusblume ausläuft. Unten am Gestelle liegt ein Merkurstab. Vielleicht ein geschlechtsloser Merkur aus dem Cult der Celten in den egyptischen übertragen. Die vierte Seite ist ohne Verzierung und Schrift.

2) Der zweyte Stein stellt a) auf seiner ersten Seite eine weibliche Figur, mit Ober- und Unterkleid, dar, mit einer Larve in der rechten Hand, die linke läßt sie unter der Brust ruhen, und von dieser Seite hängt ein Zipfel des Kleides, oder mehr anscheinend, eine Schlangenhaut hinab. Sie hat die bekannte erhabene Lockenerhöhung. In Herkulanum wurden zwey Gemälde entdeckt, wovon eines unserer Figur auf diesem Steine, und das zweyte der auf dem folgenden entspricht. S. Abbildungen der Gemälde etc. von Herkulanum, von Murr. Angsburg, II. Thl. pag. 3 und 4. Tab. III. u. IV. Dort heißt es:

„Thalia trägt eine komische Larve, und in der andern Hand einen krummen Stab (das Pedum), den Ursprung des Lustspiels anzuzeigen, das von den Hirten abstammte. Unten am Fußgestelle ist in griechischer Sprache geschrieben:

Thalia die Erfinderin der Comödie."

Unsere Figur ist höchst wahrscheinlich diese Thalia. b) Auf der entgegengesetzten Seite ist der Stein in zwey Felder abgetheilt; im obern Felde trägt ein Mann ein Kind, in Windeln eingewickelt, auf dem Arme, und neben ihm steht eine Frau, in der rechten ein Körbchen, in der linken einen Hirtenstab. Der Ursprung der Komödie? Im untern Felde fährt ein Knabe in einem Wägelchen von einem Gaisbock gezogen. Ein schönes Symbol des Scherzes? c. d) Die zwey Nebenseiten haben Verzierungen, die erste zwey große gegen einander stehende Lottusblumen, die zweyte Laubwerk mit einem Kopfe mit Hörnern in der Mitte, die in Blumen auslaufen, wieder ein Symbol des Scherzes.

3) Der dem vorigen fast ganz entsprechende Stein stellt wieder eine weibliche Figur mit einer Larve auf dem Arme

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Rottenburg. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1828, Seite 030. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottenburg_030.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)