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nicht wohl möglich war, als auch hauptsächlich in Betreff der Nebennutzungen, für Faschinen, Erntewieden, Besenreis, und noch mehr durch Laubrechen. Grasen, Einweiden, was zum höchsten Mißbrauch getrieben, jedoch neuerlich sehr beschränkt worden ist. Zu diesem Allem kam häufig noch Ungewißheit über die Größe der Waldfläche und Überschätzung derselben, in Folge deren die jährlichen Schläge zu groß gemacht wurden, so daß Waldungen, welche eine dreyßig bis vierzigjährige Umtriebszeit erfordert hätten, auf einen sechszehnjährigen Umtrieb herabgekommen sind.

Nach der wirklichen Abschätzung wechselt der jährliche Ertrag (jährliche Zuwachs) von einem würt. Morgen in den Hochwaldungen von 0,6 bis 0,18 Klafter; die meisten ertragen aber 0,5 Klafter; in den Mittelwaldungen von 0,3 bis 0,094 Klafter, die meisten liefern aber 0,2 Klafter.

Es ist aber zu erwarten, daß in Folge des fast ganz ausgerotteten Wildstandes, einer regelmäßigen Wirthschaft, einer geregelten Benutzung und namentlich der Beschränkung der Nebennutzungen der Ertrag von Periode zu Periode steigen werde. Seit 1818 ist rücksichtlich einer bessern Forstwirthschaft Vieles geschehen.

Beschützung. Bey der großen Ausdehnung der Gemeinde- und Privat-Waldungen sind die Staatswaldungen, das Weidenschneiden, Grasen, Streuholen, Weiden, Bodenstechen ausgenommen, ziemlich gesichert. Mehr ausgesetzt sind die Gemeindewaldungen. Die Gemeindewaldschützen, aus der Mitte der Gemeinde gewählt und gewöhnlich schlecht bezahlt, finden es in ihrem Interesse, durch die Finger zu sehen, und Herkommen und Mitleiden bestimmt häufig die Gemeinderäthe zu gelindem Strafverfahren.

Von schädlichen Forstinsekten hat sich schon in nassen Jahrgängen in jungen Forchenbeständen Phalaena geometra piniaria, Kiefernspänner, gezeigt, und die Waldungen an der Alp sind hier und da dem Schneedruck ausgesetzt, und machen daher eine vorsichtige Behandlung, nämlich geringere Durchforstungen, nothwendig.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Rottenburg. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1828, Seite 086. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottenburg_086.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)