Seite:OAStuttgartStadt0014.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

letztgenannten Bohrversuchen kein überströmendes Wasser erzielt wurde. Auch eine Bohrung, welche der frühere Besitzer des Königsbades in seinem Garten (auf der rechten Seite des Nesenbachs) versuchte, führte zu keinem erwünschten Resultat und ist nur dadurch bemerkenswerth, daß das Bohrloch in dem Mineralwasserkalk (Kalktuff) angelegt wurde.

Desto glänzender waren die Resultate der Bohrungen bei und in dem Weiler Berg. Im Jahr 1832 beschloß der Besitzer der dortigen Baumwollspinnerei einen Bohrversuch etwa 100 Schritte oberhalb der Spinnerei mit der Absicht, Aufschlagwasser für die Wasserräder zu erhalten. Schon ein erster Versuch mit drei Bohrlöchern gelang in der Art, daß überströmendes Wasser, jedoch nicht in hinlänglicher Menge, erzielt wurde. Es wurde daher etwas seitwärts von diesen Bohrlöchern auf einer etwas tieferen Stelle zuerst ein großes viereckiges Bassin ausgegraben und sodann in der Mitte und in den vier Winkeln desselben Bohrlöcher abgetrieben, welche sämmtlich in den Muschelkalk eingeschlagen wurden und sämmtliche bei 130–160′ eine überaus große Menge überströmendes Wasser lieferten (während die drei ersten Bohrlöcher versiegten). Dieses Bohrwasser ist ein Mineralwasser von gleichen Bestandtheilen wie das natürliche Sauerwasser von Berg und Canstatt, und diente bisher vermöge seiner höheren Temperatur, die Räder der Spinnerei selbst in den strengsten Wintern von Eis frei zu halten. Neuerdings ist dieses Etablissement an andere Besitzer übergegangen, welche diesen Reichthum an Mineralwasser zu einer großartigen Badeanstalt zu benützen im Begriff sind.

Im December 1832 wurde in gleicher Absicht in der Radstube der Kunstmühle zu Berg ein Bohrloch von 6″ Durchmesser und 159′ Teufe, zuerst durch den Kalktuff, sodann durch Mergelschichten abgeteuft und lieferte 133/4′ über die Bohrröhre ansteigendes Sauerwasser von gleichem Gehalt, wie das Sauerwasser der Quellen auf der Berger Insel (Markungstheil von Canstatt). Diese artesische Quelle wurde zu einem Brunnen mit vielen Röhren in der Radstube gefaßt und wird, wie die anderen Berger Quellen, zum Trinken, vornehmlich aber für die Wasserräder der Mühle, benützt.

Im Jahr 1852 wurde in dem, unterhalb des Königsbades liegenden, sogenannten landwirthschaftlichen Versuchsgarten, auf dem Grunde eines aus jener Zeit übrig gebliebenen, von dem Abwasser aus den Teichen des Königl. Schloßgartens unterhaltenen kleinen Bassin ein Bohrloch abgeteuft, welches zwar kein überströmendes, jedoch bis zur Pumpentiefe im Bohrloch anstehendes Wasser von einigem mineralischen Gehalt, namentlich an etwas freier Kohlensäure, lieferte.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0014.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)