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aus Anlaß von Bauten seit Jahrzehnten in der Stadt und ihrer nächsten Umgebung vorkamen, eine große Menge fossiler Knochen geliefert. Am häufigsten fanden sich Überreste an Backenzähnen, Knochen, seltener Stoßzähne des Mammuth (Elephas primigenius), Knochen und Zähne – (bei der Reiterkaserne ein vollständiger Schädel) – des Nashorn (Rhinoceros tichorhinus), Knochenreste einer (ausgestorbenen) Ochsenart (Bos fossilis Cuv.), eines Hirsches (Cervus primigenius?), eines Pferdes, Zähne und Knochen vom Höhlenbär (Ursus spelaeus, bei der Reiterkaserne), eines wolf- oder hyänenartigen Raubthiers. Diese Knochenreste fanden sich im Lehm, namentlich bei dem Bau des Museums der bildenden Künste, in den „Kienlen“, auf dem Wilhelmsplatz, bei der neuen Kaserne am früheren Postplatz, in der Kronen-, Schloß-, rothen Straße, bei der Reiterkaserne, am Rosenstein, an der Weinbergshalde „Mühlberg“ u. a. O. Die dem Diluvial-Lehm eigenthümlichen Schalthiere sind: Succinea oblonga, Helix costulata und hispida, Pupa muscorum; sie fehlen in dem Schutt und in der Lette. An den oben erwähnten Stellen, wo man auf den Tuff stieß, fand man gleichfalls Knochenreste und Zähne vom Elephanten, Rhinoceros, Pferd und Ochsen, doch wurden sie allzusehr unter die vorübergehenden Sammler zerstreut, als daß eine sichere Controle über die Funde möglich gewesen wäre.

Ein Süßwasserkalk-Tuff neuester Bildung setzt sich oberhalb Heslach, im „Kaltenthal“ auf dem rechten Ufer des Nesenbachs, entlang des Gehänges der Waldhügel an Stellen ab, wo ihr Fuß, durch die periodischen Anschwellungen des Baches unterwaschen, die Schichten des Keupermergels anstehend zeigt; das in nasser Jahreszeit an diesen entblösten Hügelwänden aus den Schichtflächen und Zerklüftungen aussickernde Wasser setzt den Tuff ab. Ein ziemlich mächtiges Lager solchen Kalktuffs wurde vor etwa zehn Jahren bei den ersten Häusern des Dorfes Kaltenthal etwa 20′ über der dortigen Thalfläche aus Anlaß einer Kellergrabung aufgeschlossen und, gleich dem in den Thälern der schwäbischen Alp gewonnenen Kalktuff, mit Vortheil als Baumaterial benützt, indem er sich mit Steinsägen bearbeiten ließ. Die Einschlüsse zahlreicher, nicht calcinirter Land- und Süßwasserconchylien der jetzigen Fauna beweisen seinen neuesten Ursprung.

Torf-Ansätze finden sich nur in untergeordnetem Verhältniß: in dem Grunde des unteren Schloßgartens, auf der Höhe des Rosensteins und in der Nähe des Postsee’s.

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Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 41. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0041.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)